Um nicht wieder Auto fahren zu müssen, haben wir eine Fahrt mit einem Kleinbus gebucht, der uns nach Milford Sound fährt, um dort mit dem Schiff durch den Fjord zu schippern und wieder mit dem Bus zurück. Dass auf der Hinfahrt jedes einzelne braune Schild angefahren wird zum Fotografieren (im Regen) hatten wir vorher nicht bedacht, dass 8 Uhr Abfahrt zu früh für uns ist, das wussten wir vorher. Aber wir haben den alten Schweden kennen gelernt!
Fast alle Attraktionen des Sounds haben wir erlebt: Robbenkolonie, Delphine, einen Gelbaugen-Pinguin. Nur der Gipfel des Mitre Peak bleibt über den Wolken verborgen.
Der Tag beginnt schon in der Nacht, der Kleinbus holt uns um kurz nach 8 Uhr am Motel ab. Fahrer Steve lädt noch die Zeitungen und Post ein, dann fahren wir endgültig los in Richtung Westen. Noch hängen die Wolken tief über der Ebene, der erste Stopp ist kurz nach der Abfahrt an den Bootsanleger für den Lake Te Anau. Alle 10 Personen steigen aus, knipsen ihre Erinnerungsfotos, ein älterer Passagier spricht uns in nahezu akzentfreiem Deutsch an: der berühmte "alte Schwede", er hat zwei Jahre lang in Hamburg für eine schwedische Reederei gearbeitet, daher sein perfektes Deutsch. Jetzt ist er wohl im Ruhestand - außer einem weiteren Pärchen in unserem Alter sind noch sechs Personen, die alle eher die 70 überschritten haben. Die beiden Damen neben uns auf der hintersten Sitzbank kommen aus UK, Dorsett.
Wir setzen die Fahrt fort, der nächste Halt ist ohne Aussteigen, die Zeitung wird im Fiordland Visitor Center von Te Anau Down eingeworfen, danach gibt es noch eine Auslieferung an eine große Farm, in der 9.000 Schafe, 7.000 Rinder und 3.000 Hirsche oder anderes Rotwild gehalten werden. Das sind hier alles etwas andere Dimensionen. Die Straße ist kurvenreich aber verhältnismäßig breit, allerdings wird man ziemlich durchgeschüttelt bzw. gestaucht bei den massig vorhandenen Bodenwellen. Dass man diese so stark spürt liegt wahrscheinlich an der Länge des Kleinbusses. Allmählich beginnt es zu nieseln, der Regen wird mit der Zeit stärker, die Wolken liegen dicht am Boden. Steve kennt kein Erbarmen, auch die beiden britischen Damen sind begeistert von jedem Stopp, und so halten wir
in den Eglington flats - hier sollen die Felsen irgendwie besonders sein - den Mirror Lakes, in denen sich die Berge besonders gut spiegeln - aber nur, wenn es nicht regnet! - dem Knobs Flat, die letzte richtige Toilette vor dem Milford Sound einem Wasserfall an einer one lane bridge, den man nicht richtig fotografieren kann weil es zu dunkel ist einem Aussichtspunkt nach dem Dore Pass, herrlicher Blick auf das malerische Tal mit tosendem Fluss, bestimmt faszinierend, wenn es nicht regnet und damit hell genug zum fotografieren ist und dem Lake Gunn, ein netter Rundweg durch den Urwald, der heute ein Regenwald ist mit einem ein Meter breiten Aussichtspunkt auf den See, der dunkelgrau und wellig mit weißer Gischt vor uns kurz auftaucht - an dem wir eine Teepause einlegen. Wahrscheinlich waren es noch 5 weitere Stopps, die ich hätte genießen können, wenn es nicht geregnet hätte, mit der Aussicht auf gutes Wetter am Nachmittag (hatte zumindest der Wetterbericht vorher gesagt) und wenn nicht die beiden Damen neben mir auf jeden einzelnen Stopp zum Aussteigen bestanden hätten, mit der Maßgabe, danach als aller letzte in den Bus wieder einzusteigen, so dass diejenigen, die sowieso am längsten brauchten (weil ganz hinten), auch noch als letztes mit dem Zusammenpacken begonnen haben.
Der kurze Stopp vor dem einzigen Tunnel Neuseelands, dem Homer Tunnel mit 10 % Gefälle bzw. Steigung, einspurig, aber inzwischen sogar mit Beleuchtung (das hat Steve voller Stolz erzählt, der ADAC würde diesen Tunnel wahrscheinlich schließen), 1,4 km lang, hat zu den wahrscheinlich einzigen Fotos eines Keas geführt, der tropfnass wie ein begossener Pudel auf dem Parkplatz saß und sich von dem direkt daneben haltenden Bus in keinster Weise stören ließ. Der einzige Halt, der sich unserer Meinung nach gelohnt hat war dann an The Chasm, Felsformationen, die vom Wasser ausgewaschen sind und bizarre Formen bilden, und das mitten in einem netten Rundweg durch den (Regen-)Urwald. Inzwischen hat der Regen nachgelassen, im Wald tropfen allerdings die Bäume weiter. Wenn man bedenkt, dass die Strecke etwa 120 km lang ist, wir dafür 3,5 Stunden gebraucht haben, wird klar, dass wir immer etwa (gefühlte) 5 - 10 Min. zwischen den Stopps gefahren sind. (Merkt man, dass mich das ziemlich genervt hat?)
Am Milford Sound endlich gegen 12 Uhr angekommen, drückt uns Steve die Boarding-Pässe in die Hand, das Information Center verfügt noch einmal über eine ganze Reihe von Toiletten, dann gibt es Fotoshooting von einem professionellen Fotografen für alle Passagiere mit dem Schiff "Wanderer" im Hintergrund beim Einsteigen. Es hängen noch einige Wolken in den Bergen, jedoch kommt die Sonne schon ab und zu heraus.
Auf dem Schiff gibt es erst einmal Verpflegung (das beruhigt die Nerven auch schon erheblich) dann legen wir gegen 12:30 Uhr ab. Einen kleinen Schauer kriegen wir noch ab, dann stürmen alle Passagiere das Deck, um die herrliche Aussicht auf die hohen Berge, die steil aus dem Wasser heraus ragen zu genießen. Der erste Wasserfall ist gleich der höchste mit über 100 m (waren es 130 m?), hinter der nächsten Klippe verbergen sich weitere hohe Wasserfälle, die über die grün bemoosten Felsen stürzen. Auf einem kleinen Felsen faulenzt eine Robbenkolonie, das Schiff fährt jedoch näher an die beiden nahe beieinander liegenden Wasserfälle heran. Die Erläuterungen kommen permanent durch den Lautsprecher, ein Angestellte erklärt die verschiedenen Felsarten mit den Kupferadern, wie hoch jeweils der nächste Wasserfall ist, dass der Fiordland National Park der größte National Park ist usw. Auch der höchste Gipfel des Milford Sound wird erklärt, der Mitre Peak mit schneebedecktem Gipfel, allerdings liegt der Gipfel permanent in Wolken, wir sehen ihn nur auf Postkarten.
Wir können die Sonne und die leichte Brise in vollen Zügen genießen, die Kameras laufen mal wieder heiß. Zum Glück ist das Boot nicht komplett ausgebucht, es sind nicht so viele Touristen an Bord, die sich ständig über die Füße fallen. Als das Meer erreicht ist mit Saint Annas Point, dem äußersten Zipfel des Fjords, bemerkt man sofort die rauere See, das Boot schaukelt stärker, wir werden etwas durchgeschüttelt. Zur allgemeinen Belustigung, es sieht halt nett aus, wird auch mal ein Segel gesetzt, zur Fortbewegung wird es allerdings nicht benötigt. Die Rückfahrt geht entlang der nördlichen Uferlinie, man sieht jetzt andere Wasserfälle aus der Nähe. Die hohen Felsen, teilweise mehrere Hundert Meter hoch, sind komplett mit Urwald bewachsen. Das sieht äußerst beeindruckend aus, die Felsen sind unheimlich steil, teilweise mit gehörigem Überhang. Etwa in der Mitte des Sounds befindet sich das Milford Sound Observatory, ein Aquarium auf 8-10 m Tiefe im Wasser, in dem man die Tierwelt des Sounds erkunden kann. Wir sparen uns die 28 $ Eintritt (p.P.), es ist schon interessant genug, wie das Boot anlegt und beim Ablegen fast den einen Befestigungsbalken nieder walzt. Kurz nach dem Manöver begegnen uns Delphine, alle Passagiere stürzen nach vorne, um die Kolonie zu beobachten, die nicht nur spielend an den Seiten des Schiffs immer wieder auftauchen als wir stehen bleiben, sie begleiten uns auch ein ganzes Stück weiter an der Uferlinie entlang. Es ist ein aufregendes Schauspiel, und äußerst faszinierend, dass sich diese Delphine beim ständigen Auf- und Abtauchen direkt vor dem Bug nicht verletzen, völlig unerwartet kommen sie an die Oberfläche um genauso schnell wieder wegzutauchen.
Auch am nördlichen Ufer gibt es einen sonnigen Felsen, auf dem sich eine Robbenkolonie sonnt. Jetzt fahren wir direkt unter einen Wasserfall, das aufgewirbelte Spritzwasser ist gigantisch, alle kriegen etwas von dem kühlen Nass ab. Der Mitre Peak ist zwar immer noch über den Wolken verschwunden, die Sonne und die herrliche Schiffsfahrt hat sich dennoch gelohnt. Zurück an Land zeigt uns Steve den (!) Gelbaugenpinguin, der einzige, der noch am Sound verblieben ist. Die anderen Pinguine sind inzwischen untergetaucht, weiter gezogen, zumindest verschwunden, seit einigen Tagen gibt es direkt im Ort Milford Sound genau dieses eine verbliebene Exemplar, das sich heute unter einem kleinen Häuschen (offenbar erfolglos) versteckt.
Der Weg mit dem Kleinbus zurück dauert nur 1,5 Stunden, dafür ist herrlichstes Fotografier-Wetter - aber das passt halt nicht in eine vorgebuchte Tour. Das frühe Aufstehen fordert auch seinen Tribut, wir sind froh, als wir um 17 Uhr wieder im Motel ankommen. Der Nachmittag hat schon wieder einiges gut gemacht, das Abendessen ist ebenfalls hervorragend, es gab sogar ein volles Glas Wein, und die abschließende Flasche Wein im Motel setzt noch den letzten I-Punkt auf einen doch noch gelungenen Tag. Und in einem der zahllosen Visitor Centers lassen wir uns für einen Rundflug über den Doubtful Sound vormerken - noch eine Bustour tun wir uns nicht an!
Endlich ist es soweit: der Flug mit dem Hubschrauber über den Doubtful Sound, 60 Min. in einer kleinen wackligen Kabine mit viel Fensterfläche. Das ist DAS Highlight, genial, gigantisch, grandios, fantastisch, unübertrefflich, unglaublich, ein echtes MUSS!!!!
Um 10 Uhr packen wir alles Notwendige (dicke Jacken, Kamera, Sonnenbrille, Wanderschuhe) zusammen und tigern zum Visitor Center. Die Dame erkennt uns sofort wieder, läuft strahlend auf uns zu, und informiert uns, dass das Wetter hervorragend für einen Flug geeignet ist, wenn wir bereit sind, können wir um 11:15 Uhr starten. Natürlich sind wir bereit, ich freue mich schließlich schon seit einem halben Jahr darauf! Es ist noch Zeit für einen Cappuccino in der Geschäftsstraße, dann dackeln wir erwartungsvoll zurück zum Abflugsteg. Wir haben den Helikopter vorher schon starten sehen, auch bei der Landung fotografieren wir drauf los. Und dann ist es soweit: der Pilot Ron erklärt uns die Sicherheitsvorkehrungen, in welche Richtung man aussteigen darf, dass nur er die Tür öffnen darf und uns rauslässt, und dass wir auf gar keinen Fall an den hinteren Teil des Helis dürfen. Dann wird das ganze Gepäck verstaut, ich darf als erstes vorne sitzen, bei den beiden Landungen können wir tauschen, Kopfhörer aufsetzen und schon heult der Motor auf, der Hubschrauber hebt ab. Genau so, wie man das immer im Fernsehen sieht, erst kerzengerade nach oben dann mit dem Rotor nach vorne bewegt sich der Helikopter leicht geneigt vorwärts, schraubt sich in die Höhe, der See wird immer kleiner bzw. der Ausschnitt, den man vom See sieht wird immer größer. Es wackelt ab und zu ein wenig, es ist ziemlich laut trotz der Kopfhörer, der Pilot ist trotzdem gut zu verstehen. Er erklärt, was wir gerade überfliegen, es geht über den Fiordland National Park, der größte National Park Neuseelands, die größte unbewohnte Insel innerhalb eines Sees auf der südlichen Hemisphäre - es muss halt immer irgendetwas am größten, breitesten, weitesten, schnellsten sein;-)
Wir überfliegen den unberührten Urwald, auch aus der Vogelperspektive kann man die verschieden hohen Bäume und Farne erkennen, wir haben richtig Glück mit dem Wetter, inzwischen sind kaum noch Wolken zu erkennen. Sobald der Hubschrauber steigt wird es unruhiger, tiefer in den Tälern wird es wieder ruhiger. Wie in den Filmen von Cinema 2000 fliegen wir knapp über die Berggrate, in eindrucksvoller Schräglage durch die Kurve, durch eine enge Schlucht, in der ein Wasserfall auftaucht. Wir landen direkt neben einem kleinen See, in den mehrere Bachläufe fließen, und in dem es Korallen gibt, die wir von oben erkennen konnten. Lt. Ron ist das Wasser hier von Trinkwasser-Qualität, keine Verunreinigungen durch Bakterien oder Schwebeteilchen. Nach den obligatorischen Fotos und dem Sitzplatz-Tausch hebt der Hubschrauber wieder ab um durch die Seitenarme des Doubtful Sounds und über die Berge weiter zu fliegen. Die Berggipfel liegen teilweise über der Baumgrenze, viele haben noch Schnee auf den Bergkuppen. Von oben sind viele kleine Seen zu erkennen, völlig unberührt leuchtet das Wasser in herrlichem Blau oder Grün in der Sonne. Die zweite Landung ist am Rande eines solchen glasklaren blauen Sees, mit den schneebedeckten Bergen im Hintergrund ergibt sich ein phantastisches Panorama, so dass die Kameras fast heiß laufen. Ron hat sein Hobby zum Beruf gemacht, und täglich über diese beeindruckende Landschaft zu fliegen - da gibt es wahrlich schlimmere Jobs!
Zurück geht es über einen Seitenarm des Lake Te Anau (Kiwi-Slang: Tiääääääääääna) vorbei an den Kepler-Bergen, man erkennt den Kepler-Track, einen Mehrtages Wanderweg der am anderen Ufer des Sees beginnt, der Einstieg ist nur mit dem Boot zu erreichen. Wir genießen die letzten spektakulären Aussichten auf den See, den Ort Te Anau und die weite Ebene dahinter, entdecken den Yachthafen von Te Anau und schon sind wir wieder auf der Plattform gelandet. Ein grandioses Erlebnis, mit 470 $ pro Person nicht billig - aber es war jeden einzelnen Cent wert!!!
Auch wenn dieser Flug nicht zu toppen ist, spazieren wir am Nachmittag noch zum kleinen Hafen (Yachthafen wäre übertrieben), kehren dort um und am schönen Uferweg entlang, vorbei an Gehegen des DOC mit Kea, Kerikeri, Takahe und anderen sehenswerten Vögeln im Freigehege, auch ein Ententeich ist angelegt, bis zum angelegten Picknick-Platz am See. Der Weg führt weiter bis zum Eingang des Kepler-Track, ein Wanderer kommt uns mit voller Ausrüstung entgegen, er sieht schon etwas fertig aber zufrieden aus.
Bei strahlendem Sonnenschein führt die Reise weiter von Te Anau über die Southern Scenic Route, eine beliebte Radler-Strecke, in den äußersten Süden nach Invercargill. Der Ausflug nach Bluff, der südlichsten Spitze vor Invercargill, fällt etwas ins Wasser, die Sonne kehrt aber schnell wieder zurück. In Invercargill gibt es viele Halbstarke mit aufgemotzten, d.h. unglaublich lauten Autos, sehr gute Restaurants und ... nix. Na ja, einen großen Park und einen historischen Wasserturm. Zur Abwechslung gibt es auch mal einen Feueralarm - wir versuchen mit allen Mitteln, den Heliflug zu toppen ????.
Die Sonne lacht, kein Wölkchen am Himmel, allerdings wird es nachts immer ziemlich kalt, 12 - 15 °C sind angesagt, so dass es am Morgen auch erst 16 °C warm ist, als wir unsere Zelte zusammen brechen und weiterziehen. Die Southern Scenic Route beginnt direkt in Te Anau, führt am See entlang bis Manapouri, dort am Lake Manapouri entlang (den wir gestern von oben gesehen haben) und dann durch Farmland. Eine Schafherde löst die nächste ab, überall eingezäunte Wiesen, mal mit vielen Schafen, mal mit Rindern, dann mal wieder ohne Weidevieh zur Erholung. Zwischendrin steht ab und zu mal eine Farm, hier erkennt man sie an den Gräsern, die den Einfahrtsweg zum Haus säumen. An der Küste erkannte man die Siedlungen an den blauen Hortensien und Agapanthus Rabatten, die unvermutet am Straßenrand auftauchen. Der Highway ist gut ausgebaut, am Morgen fahren wir an einer Gruppe von Radlern vorbei, bestimmt 15 Personen über eine größere Strecke verteilt. Auch einige Schweizer kommen uns entgegen geradelt, mit der Schweizer Flagge am Fahrrad und in voller Fahrt den Berg hinab rasend. Die Southern Scenic Route ist die erste Straße, die fürs Radeln geeignet erscheint, nur wenige Autos fahren hier entlang, die Steigungen halten sich in Grenzen, die Wellen machen bestimmt riesig Spaß. Man kann sich nur nicht raussuchen, in welchem Cafe man mal Rast machen möchte, die Frage ist nur, Rast ja oder nein. Und eigentlich bräuchte man sowieso eher einen Biergarten ????.
Der Highway führt bis zur Küste am Südmeer, auf einem erhöhten Aussichtspunkt hört man die Brandung tosen, ein riesiger Strand entlang der Bucht - und keine Menschenseele dort. Die Straße führt jetzt an der Küste entlang, langsam bündeln sich kleinere Wolken zu größeren, der Wind ist auch hier immens. Die heutige Etappe ist nicht so weit, wir kommen gegen 12:30 Uhr in Invercargill an, wollen noch an die Südspitze Bluff fahren. Lt. Reiseführer fährt man nach Bluff ausschließlich zur Fähr-Überfahrt auf die Stewart Island. Im Ort sind etwa die Hälfte der Häuser zu Verkaufen, einige Bruchbuden von der Gründung 1826 stehen wohl noch, die große Fabrik an der Küste dominiert den Eindruck - und verschönert diesen historischen Ort nicht gerade. Man kann also den Autor des Reiseführers verstehen. Hier war die erste feste Siedlung der Südinsel Neuseelands. Wir nötigen dem Auto die steile Straße zum Bluff Hill Lookout hoch - wenden und fahren wieder runter. Außer Wolken und Regen gibt es nix zu sehen. Auch die Cafe-Suche bleibt erfolglos, wir fahren direkt zurück nach Invercargill. Dort ist die Auswahl der Cafes wieder nach unserem Geschmack, und Punkt 14 Uhr checken wir im Hotel ein.
Ein praktisches Feature in allen Orten ist der Stadtplan, der auf einem Block ausgedruckt ist, von dem man sich einfach ein Blatt abreißen kann. So findet man ganz einfach durch die (immer!) quadratisch aufgebaute Innenstadt, hier wollen wir zum Queens Park und dem historischen Wasserturm. Der Park ist wunderschön angelegt, zur Abwechslung ist es hier total flach, riesige Bäume säumen die Wege, das obligatorische War Memorial ist hier beheimatet, und an der einen Seite ist auch der historische Wasserturm. Man muss hier alles fotografieren, was vor 1950 erbaut wurde - so viele Gebäude sind das nicht. Die Enten hier sind alle etwas fetter und träger, der Ententeich ist mit der Fütterzone ausgeschildert, die Enten dürfen hier noch richtig Toastbrot essen. Ein etwa 4 jähriger Junge ist begeistert dabei, hält etwas Toast in der Hand - bis die Enten und Möwen auf ihn laut schnatternd zu gerannt kommen. Schnell nimmt er Reißaus, klettert auf die Bank und wirft aus der für ihn sicheren Zone das Brot zu den Vögeln. Auch nett...
Zurück im Hotel erkundet Heiko, weswegen es so unglaublich laut im Zimmer ist, nach der Stille der letzten Tage sind wir noch empfindlicher geworden. In NZ werden alle Fenster nur einfach verglast, das ist in vielen Fällen schon Grund genug für die Lautstärke, hier kommt erschwerend hinzu, dass bei einem der Fenster der Rahmen lose ist. Aber wir kriegen gleich das Nachbarzimmer, die Kontrolle der Fenster ergibt keine weiteren Auffälligkeiten, und so ist mal wieder Umzug angesagt. Die Chefin ist froh, uns endlich ruhig gestellt zu haben, aber schon 5 Minuten nach der Belagerung des Zimmers heult der Feueralarm auf. Wir sehen uns an, der Lärm ist ohrenbetäubend, nach dem 3. Mal können wir die Durchsage entziffern "evacuate immediatelly the rooms by using the nearest fire exit" - höchstwahrscheinlich. Und schon klingelt das Telefon, der Alarm wurde in unserem Zimmer ausgelöst, hier ist aber nix, ich habe nix gemacht, Heiko auch nicht, die Chefin kommt noch persönlich angerannt, dann ziehen wir doch die Schuhe an und gehen nach draußen - der Lärm ist nicht auszuhalten. Vor dem Hotel stehen auch schon zwei Feuerwehrautos, volle Montur inkl. Gasmaske, die Chefin hat einiges zu tun um sie daran zu hindern, das Hotel zu stürmen. Tourimäßig wird natürlich alles fotografiert - endlich ist hier mal was los!
Das ist offenbar auch der Grund, dass hier den ganzen Abend die Halbstarken mit ihren aufgemotzten Autos hin und her fahren - es gibt nix anderes hier zu tun.
Wir haben es überlebt, wurden auch nicht vorzeitig aus dem Hotel geschmissen, und fliehen weiter die Southern Scenic Route entlang bis nach Dunedin. Freiwillige Stopps an dem McLean Wasserfall und dem Lake Wilkie sind schöner - vor allem bei herrlichem Sonnenschein. Auch in Dunedin gibt es Halbstarke mit röhrenden Auspuffen, es hält sich aber noch in Grenzen.
Die Chefin von gestern lässt sich heute nicht blicken - sie kommt bestimmt erst, wenn wir wieder weg sind...
Die Southern Scenic Route führt weiter nach Osten durch die Catlins, ein kleiner wunderschöner National Wald. Auf den Schildern stehen unterschiedliche Namen für die einzelnen Abschnitte, das wirkt etwas seltsam. Und heute bei strahlendem Sonnenschein warten wir sehnsüchtig auf einen kleinen braunen Hinweis zu einer Sehenswürdigkeit. Wir sind relativ weit durch die Catlins durchgefahren, als endlich das ersehnte Schild auftaucht, die McLean Falls. Leider ist der Wasserfall nicht direkt vom Highway aus zu erreichen, es sind noch 3 km Schotterpiste zu überwinden. Es hat sich gelohnt, ein schöner wenn auch steiler Waldweg führt zu dem Wasserfall, Heiko fotografiert mehr als die von mir geforderten mind. 3 Bilder und wir klettern wieder zurück zum Parkplatz. Der nächste Stopp lässt gar nicht lange auf sich warten, Lake Wilkie will erkundet werden. Auch hier führt ein schmaler Waldweg durch die Wildnis zum See, der malerisch inmitten des Urwalds liegt. Eine einzige Ente "stört" die ruhige Wasseroberfläche, ansonsten Wildnis weit und breit. An der Küste nehmen die Siedlungen wieder zu, wir fahren durch kleinere Orte durch, in Owaka machen wir kurz Rast, diese Provinzörtchen sind immer wieder einen Stopp wert - vor allem wegen der Schokokuchen und Sandwiches ????.
In Balclutha ändert die Southern Scenic Route die Straßenführung, nach dem SH 92 geht es jetzt weiter auf dem SH 1. Dieser Highway ist der meist befahrene der Südinsel, man merkt es sehr schnell, hier ist wieder mehr Verkehr. Ohne Zwischenfälle gelangen wir nach Dunedin, eine größere Stadt mit 110.000 Einwohnern, die von europäischen Einwanderern Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet wurde. Unser Hotel ist verkehrsgünstig gelegen, allerdings direkt gegenüber von Cadbury! Diese Schokoladenfabrik erzeugt etwa 90 % der Schokolade, die in Kiwiland konsumiert wird. Und die bieten Führungen an, jede halbe Stunde! Wir erkunden als erstes das eigentliche Stadtzentrum, das Octagon, das durch einen kleineren Straßenzug im Innern und einer größeren Straße im weiteren Bogen um einen kleinen Platz windet. Im Zentrum belagern Restaurants und Bars den Gehsteig mit Tischen und Stühlen, eine Live-Band untermalt den heutigen "Aussie-Day" der Bar. Jede Bar hält mit der eigenen Musik dagegen - es ist mal wieder ziemlich laut. Aber endlich gibt es mal eine Innenstadt, in der was los ist. Was jedoch die Halbstarken nicht ganz davon abhält, mit ihren röhrenden Auspuff-Aufmotz-Autos durch die Straßen zu jagen. Das mit den lauten Stereoanlagen in den Autos ist hier offenbar noch nicht angekommen...
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