Fix und alle, wir sind am Ende unserer Nerven, steht Martin am Sonntag Abend pünktlich um halb acht auf der Matte, letzte hektische Pack-Aktivitäten, dann noch das Auto in Glattbach in die Garage stellen - jetzt geht’s los! Am Flughafen dann ein Ringen mit den Tränen, meine Nerven sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Dafür sind wir (eine halbe Stunde nach Beginn des Check-In) zu spät, es gibt keine Plätze am Notausgang mehr. Aber jetzt stört uns gar nichts mehr, nur noch weg heißt die Devise.
Der Flug dauert zwar 11 1/4 Stunden, wir sind aber so fertig, dass wir ziemlich lange schlafen können. Die vier Stunden Aufenthalt am Flughafen Singapur vergehen auch recht schnell, es ist ein riesiger Flughafen, mit Laufbändern in Gängen, deren Ende man nicht sehen kann. Sogar ein Swimmingpool ist dort zu finden, nur ist es dort doch ziemlich heiß (draußen - ohne Klimaanlage).
Der Nachtflug nach Darwin ist nicht ganz so komfortabel, aber 1-2 Stunden können wir trotzdem schlafen. Um 5 Uhr sind wir dann endlich am Ziel unserer Träume: Darwin, nördlichste Stadt Australiens. Der Empfang ist noch recht kühl - 25°C - doch das bleibt nicht lange so. Gegen 6 Uhr fahren wir mit dem Flughafen-Shuttle-Bus zum Novotel Atrium Hotel. Das ist die Entschädigung für alle vorangegangenen Mühen, wahrhaftig ein 4-Sterne-Hotel mit funktionierender Klimaanlage, auf dem Zimmer sogar mit Fernbedienung (da wird der Spieltrieb des Mannes doch ziemlich stark gefordert). Eisgekühlte Getränke, fließend kaltes (zumindest kühles) und heißes Wasser, großes Bett, Couch, Tisch, Stühle, Fernseher,.. einfach alles, was das Herz begehrt. Und das morgens um 6 Uhr!
Nachdem wir uns erfrischt und genug gestaunt und gefreut haben stärken wir uns erst einmal am Frühstücksbuffet. Dann folgt die erste Runde in die Stadt, durch den Park gegenüber, an der Reihe von Hotels vorbei, am Parlaments-Gebäude und durch die Fußgänger-Zone. Im ersten Laden tätigen wir den wichtigsten Einkauf: Lederhüte. Meine Strohhüte hätte ich sowieso nicht einführen dürfen (die Äpfel haben wir noch rechtzeitig vorher gegessen) und die Lederhüte sind einfach genial.
Schon macht es sich leicht bemerkbar, dass es ganz angenehm ist, sich die Läden von innen zu betrachten, denn alle sind mit Klimaanlage ausgestattet. Und das tropische Klima in Darwin bedeutet nicht, dass man schwitzt, sondern man steht von morgens bis abends im eigenen Saft. Deshalb sind wir auch recht schnell wieder zurück im Hotel, schwimmen noch eine Runde im Pool und warten dann auf den Kleinbus, der uns die Umgebung von Darwin zeigen soll.
Gegen 13 Uhr geht es dann los in südöstlicher Richtung. So langsam kriegen wir einen Eindruck davon, was man unter “Aussie” versteht, obwohl sich der Fahrer doch ziemlich bemüht, Englisch zu reden. Es ging durch Mango-Plantagen, genannt “Humpty Doo”, (Heiko konnte mir hinterher die wesentlichen Dinge noch erklären) zum “Fogg Damm”. Dort ist eine Sumpflandschaft, die in der Regenzeit zum See wird, die Straße ist dann nicht mehr passierbar. Früher wurde dort Reis angebaut, jetzt ist es geschütztes Nationalpark-Gebiet. Auch dort gibt es Krokodile, sehr viele Vogelarten, Wasserpflanzen, und anderes Getier. Unser eigentliches Interesse an der Tour galt allerdings den springenden Krokodilen. Nach einer weiteren kurzen Strecke mit dem Bus kamen wir zu dem Fluß “Adelaide”, wo wir in ein Boot umstiegen. Oben und draußen hat man den besten Blick, deshalb postierten wir uns am Rand der mittleren Bänke. Das Boot schipperte dicht am Ufer entlang, im Schlamm waren die Spuren der Krokodile, wie sie ins Wasser kriechen, deutlich zu sehen. Die Müdigkeit, die sich so langsam breit machte, war mit einem Schlag weg, als sich das erste Krokodil dem Boot näherte. Angelockt von einem Steak, das an einer Art Angel hing, sprang das Krokodil in die Höhe, fast bis zum Schwanz kam es aus dem Wasser heraus. Dieses Schauspiel durften wir zweimal erleben, dann wurde sogar noch ein Seeadler gesichtet, der sich blitzschnell (zu schnell für mich, also kein Foto) das Steak schnappte und wieder davon flog.
Nach diesen tierischen Attraktionen ging es noch zu einem Aussichtspunkt (mit deutscher Broschüre), den wir aber schon nicht mehr so richtig genießen konnten. Auf der Rückfahrt fielen uns beiden die Augen zu, ab und zu schreckten wir auf, weil der Kopf nach hinten fiel. Aber wir haben es geschafft, noch zu Abend zu essen und erst um 20 Uhr ins Bett zu gehen. Jetzt wissen wir, wie schlimm die Foltermethode Schlafentzug ist!
Jetzt heißt es schon Abschied nehmen von Darwin, aufgrund des Klimas fällt uns das aber nicht so schwer. Der Shuttle-Bus bringt uns wieder zum Flughafen, und ab geht es nach Alice Springs. Dort kommen wir pünktlich um 15:30 Uhr an, da ich noch aufs Klo musste, fuhr der Shuttle-Bus davon. Dumm gelaufen, denn wie lange hat die Autovermietung geöffnet? In Darwin bis 16:30 Uhr, also schnell ein Taxi rufen, und beeilen. Punkt 16:30 Uhr waren wir dort angekommen, fünf Minuten später, und das Büro wäre leer gewesen! Aber es hat noch geklappt, also Fahrzeugübernahme, Supermarkt, Campingplatz. Da wir nicht noch kochen wollten, fuhren wir noch mal nach Alice Springs rein, kauften guten Rotwein, und suchten ein Restaurant. Das ist gar nicht so einfach, wenn man großen Hunger hat, und keinen Führer mit Empfehlungen - bzw. diesen im Auto liegen lässt. Wir stellen mal wieder fest, dass die Australier von den Engländern abstammen, die keine Gewürze kennen, Hauptsache satt. nachdem wir im Hellen das Bett probeweise aufgebaut hatten, klappt das im Dunkeln dann wirklich gut, und so beschließen wir einen weiteren anstrengenden Tag.
Zeitig um 9:15 Uhr brechen wir auf, um zum Ayres Rock zu fahren. Auf dem Highway begegnen uns nur sehr wenige Autos und Road-Trains. Mit dem Tanken sind wir etwas vorsichtiger, in der Wüste ist das durchaus angebracht. Am Straßenrand wechselt die Vegetation, mal ist es nur roter Sand mit einzelnen kleinen Grasbüscheln, dann wieder viel, auch vertrocknetes Gras und höhere Büsche, dann aber auch niedrige Bäume. Mal liegt ein Rinderfell an der Seite, dann ein komplettes verendetes Rind, auch einen Dingo haben wir liegen sehen. Die Vögel, die beim Herannahen des Autos hochfliegen, sorgen dafür, dass diese Tiere nicht lange so liegen bleiben. Da wir früh auf dem Campingplatz im Ayres Rock Resort ankommen, beschließen wir, noch zu den Olgas zu fahren und dort den “Valley of the Winds”-Rundweg zu laufen. Für sieben Km 2,5 Stunden zu rechnen kommt uns ziemlich viel vor.
Also starten wir kurz nach vier auf dem Parkplatz. Wasser haben wir uns extra noch besorgt, der Fotoapparat ist bereit, und so kann es losgehen. Auf einem herrlichen Rundweg geht es zwischen den Felsen durch, und über einige größere Steinhaufen drüber. Meine Bedenken (“vielleicht dauert es so lange, weil es so steil bergauf und -ab geht”) bewahrheiten sich, zum Teil muss man über Felsbrocken klettern, aber die Aussicht entschädigt alles. Es ist ein wundervolles Spiel von Licht und Schatten, die Sonne versinkt hinter den verschiedenen Bergkuppen, wir müssen oft stehen bleiben um zu fotografieren. Es wird auch für die Touristen gesorgt, es gibt mehrere Wasserstellen, die wir auch dankbar nutzen. Glücklicherweise sind wir so spät gestartet, dadurch gab es viele schattige Stellen, die normalerweise in der prallen Sonne liegen.
Nach dieser anstrengenden Wanderung brauchen wir auch nicht mehr viel, aber den Sonnenuntergang genießen wir noch von einem Aussichtspunkt, von dem aus man sowohl die Olgas als auch den Ayres Rock sehen kann.
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