Erst die steilste Straße der Welt - lt. Guinness Buch der Rekorde - dann gen Norden bis Timaru auf dem belebten SH 1. Dann auf den SH 8, weniger Verkehr, Richtung Westen in die Berge, bis zum Lake Tekapo, auf dem Weg zum Mt. Cook oder Aoraki. Die Stille der Wildnis ist eine Baustelle, wir bekommen ein Upgrade.
Wie kann man den Tag schöner beginnen als mit einer Besichtigung der Schokoladenfabrik? Die 75 Min. sind doch eher 60 Min., wir werden durch die wohl riechenden (und lauten) Hallen der Firma geschleust, nicht alle Kommentare sind zu hören, der Geruch ist überall fantastisch, ab und zu kriegt jeder einen kleinen Probe-Riegel in die Hand und zu guter Letzt wird in dem einzigen lila Silo eine Tonne Schokolade durch einen Trichter nach unten gejagt. Die warme Schokolade spritzt, allerdings kriegt man davon nur wenig ab. Im Souvenir-Shop decken wir uns noch ein, wobei leider nicht alle Sorten dort zu verkaufen sind. Ist auch besser für meine Linie ????.
Die steilste Straße der Welt soll eine Steigung von 38 % haben und im Norden Dunedins liegen. Wir finden sie auf Anhieb, von unten sieht sie völlig unspektakulär aus, wir steigen aus und gucken nach oben. Für ein Foto sieht es nicht so richtig interessant aus, doch dann fährt ein älteres weißes Auto an uns vorbei diesen Hügel hoch, wendet, und fährt wieder herunter. Der Papa lacht, die Söhne im Auto strahlen, offenbar ist das doch ein Erlebnis - das wir nachvollziehen müssen. Auf dem Weg nach oben wird die Steigung fühlbar, da kommt sogar noch eine Welle mit einem noch steileren Anstieg bis zum oberen Ende, der Wagen schafft das aber - ich auch ????.
Das Runterfahren ist noch beeindruckender als das Hinauf - das muss mit der Kamera festgehalten werden - die Bremsen halten noch. Mit laut heulendem Motor - auch die Automatik kann man in den zweiten Gang zwingen - rollen wir den Berg wieder hinunter, vorbei an den inzwischen zunehmenden Touristenmassen (ein Bus hat gerade seine Touris rausgeschmissen). Das Adrenalin lässt nach, es wagen sich keine anderen Autos hinauf, hätten wir doch zu Fuß hoch gehen sollen?
Der Weg zurück zum SH 1 Richtung Norden ist kurz, der kleine Umweg hat sich gelohnt, wir reisen endgültig ab. Der Highway ist immer noch oder schon wieder sehr stark befahren, die Viehtransporter sind in der Überzahl. Kaum ist an einer Überholspur der Lkw überholt, so taucht die nächste Straßen-Baustelle auf, an der bereits wieder ein Lkw oder Bus steht, der bei der Weiterfahrt die Sicht versperrt. Die nervige und anstrengende Fahrt entspannt sich ab Timaru, wo wir auf den SH 8 wechseln Richtung Westen, Ziel Lake Tekapo, etwa 100 km vom Mt. Cook entfernt. Auf dem SH 8 gibt es kaum Straßenarbeiten, eine Schafherde wird über die Straße auf den neuen Weideplatz getrieben, es ist aufregend, die Hütehunde zu beobachten, die die Schafe zielsicher in das neue Gehege treiben.
Die Adresse der neuen Unterkunft ist mit "Southern Highway 8, Lake Tekapo" angegeben, keine Hausnr., keine Angabe, wie weit vom Ortsschild oder vom See entfernt, wir lassen uns überraschen. Der Highway führt über den Burkes Pass, 730 m, direkt nach dem Schild führt er um eine Kurve - und schon liegt die alpine Bergwelt vor uns, strahlend blauer Himmel tut sich vor uns auf, und das, nachdem die komplette Fahrt vorher in geschlossener Wolkendecke und max. 19 °C - meistens nur 16 °C - hinter uns liegt. Ein grandioses Panorama, man darf nur nicht über die braunen Hügel und dürren Grasbüschel nachdenken, die hinter den Zäunen liegen. Mit vollem Urwald wäre es hier wohl noch richtig grün... Irgendwo in der Ferne müsste der Aoraki, Mt. Cook liegen, wir erkennen ihn halt nicht. Die Straße ist recht breit, ziemlich gerade ausgebaut, wir kommen schnell voran, und schon liegt der See vor uns, türkis grün liegt er in einer Senke, jetzt ist es nicht mehr weit. Wir fahren durch den Ort Lake Tekapo, es sieht eher nach einer Baustelle aus, viele neue Ferienwohnungen werden hier gebaut, lt. Reiseführer ein Skiort, der im Kommen ist. Und dann ist der Ort zu Ende, der See nicht mehr in Sichtweite - und das Peppers Blue Water Resort auch nicht. Bei der nächsten Gelegenheit - einem Militärstützpunkt - wird gewendet und in den Ort zurück gekehrt. Die erste Einfahrt führt zu einem Holiday Park, dort gibt es zumindest einen Abreiß-Plan über die Örtlichkeiten. Wir sind also dran vorbei gefahren, "da war doch so ein Resort, ich dachte, das wäre eine Baustelle" waren Heikos Worte. Und tatsächlich, inmitten von Holzkonstruktionen, betriebsamer Bautätigkeit - das muss es sein. Heiko findet die Rezeption, checkt ein, sucht die Ferienwohnung. Ich werde immer stiller, auf der Baustelle werden die Holzbalken zersägt, eine Flex ist zu hören, wir haben Glück: das Apartment ist eine Maisonette-Wohnung, nagelneu (wie im Prospekt: brandnew) und geschmackvoll eingerichtet, komplette Küche - direkt neben der großen Baustelle! Unfähig, einen Ton zu sagen, kehre ich um, wir gehen gemeinsam zur Rezeption. Ich muss mich wohl unmissverständlich ausgedrückt haben - wir kriegen ein Upgrade auf ein Apartment, das den Baustellen am weitesten entfernt liegt, dafür Seeblick hat. Das mit der Maisonette hat hier zwar nicht geklappt, dafür ist die über 60 qm große Wohnung voll ausgestattet, mit Bad und Dusche, was will man mehr.
Der anschließende Spaziergang am See baut das restliche Adrenalin ab, wir können den Abend genießen, und schmieden Pläne für die beiden kommenden Tage.