Um nicht wieder Auto fahren zu müssen, haben wir eine Fahrt mit einem Kleinbus gebucht, der uns nach Milford Sound fährt, um dort mit dem Schiff durch den Fjord zu schippern und wieder mit dem Bus zurück. Dass auf der Hinfahrt jedes einzelne braune Schild angefahren wird zum Fotografieren (im Regen) hatten wir vorher nicht bedacht, dass 8 Uhr Abfahrt zu früh für uns ist, das wussten wir vorher. Aber wir haben den alten Schweden kennen gelernt!

Fast alle Attraktionen des Sounds haben wir erlebt: Robbenkolonie, Delphine, einen Gelbaugen-Pinguin. Nur der Gipfel des Mitre Peak bleibt über den Wolken verborgen. 

Der Tag beginnt schon in der Nacht, der Kleinbus holt uns um kurz nach 8 Uhr am Motel ab. Fahrer Steve lädt noch die Zeitungen und Post ein, dann fahren wir endgültig los in Richtung Westen. Noch hängen die Wolken tief über der Ebene, der erste Stopp ist kurz nach der Abfahrt an den Bootsanleger für den Lake Te Anau. Alle 10 Personen steigen aus, knipsen ihre Erinnerungsfotos, ein älterer Passagier spricht uns in nahezu akzentfreiem Deutsch an: der berühmte "alte Schwede", er hat zwei Jahre lang in Hamburg für eine schwedische Reederei gearbeitet, daher sein perfektes Deutsch. Jetzt ist er wohl im Ruhestand - außer einem weiteren Pärchen in unserem Alter sind noch sechs Personen, die alle eher die 70 überschritten haben. Die beiden Damen neben uns auf der hintersten Sitzbank kommen aus UK, Dorsett.

Wir setzen die Fahrt fort, der nächste Halt ist ohne Aussteigen, die Zeitung wird im Fiordland Visitor Center von Te Anau Down eingeworfen, danach gibt es noch eine Auslieferung an eine große Farm, in der 9.000 Schafe, 7.000 Rinder und 3.000 Hirsche oder anderes Rotwild gehalten werden. Das sind hier alles etwas andere Dimensionen. Die Straße ist kurvenreich aber verhältnismäßig breit, allerdings wird man ziemlich durchgeschüttelt bzw. gestaucht bei den massig vorhandenen Bodenwellen. Dass man diese so stark spürt liegt wahrscheinlich an der Länge des Kleinbusses. Allmählich beginnt es zu nieseln, der Regen wird mit der Zeit stärker, die Wolken liegen dicht am Boden. Steve kennt kein Erbarmen, auch die beiden britischen Damen sind begeistert von jedem Stopp, und so halten wir

in den Eglington flats - hier sollen die Felsen irgendwie besonders sein - den Mirror Lakes, in denen sich die Berge besonders gut spiegeln - aber nur, wenn es nicht regnet! - dem Knobs Flat, die letzte richtige Toilette vor dem Milford Sound einem Wasserfall an einer one lane bridge, den man nicht richtig fotografieren kann weil es zu dunkel ist einem Aussichtspunkt nach dem Dore Pass, herrlicher Blick auf das malerische Tal mit tosendem Fluss, bestimmt faszinierend, wenn es nicht regnet und damit hell genug zum fotografieren ist und dem Lake Gunn, ein netter Rundweg durch den Urwald, der heute ein Regenwald ist mit einem ein Meter breiten Aussichtspunkt auf den See, der dunkelgrau und wellig mit weißer Gischt vor uns kurz auftaucht - an dem wir eine Teepause einlegen. Wahrscheinlich waren es noch 5 weitere Stopps, die ich hätte genießen können, wenn es nicht geregnet hätte, mit der Aussicht auf gutes Wetter am Nachmittag (hatte zumindest der Wetterbericht vorher gesagt) und wenn nicht die beiden Damen neben mir auf jeden einzelnen Stopp zum Aussteigen bestanden hätten, mit der Maßgabe, danach als aller letzte in den Bus wieder einzusteigen, so dass diejenigen, die sowieso am längsten brauchten (weil ganz hinten), auch noch als letztes mit dem Zusammenpacken begonnen haben.

Der kurze Stopp vor dem einzigen Tunnel Neuseelands, dem Homer Tunnel mit 10 % Gefälle bzw. Steigung, einspurig, aber inzwischen sogar mit Beleuchtung (das hat Steve voller Stolz erzählt, der ADAC würde diesen Tunnel wahrscheinlich schließen), 1,4 km lang, hat zu den wahrscheinlich einzigen Fotos eines Keas geführt, der tropfnass wie ein begossener Pudel auf dem Parkplatz saß und sich von dem direkt daneben haltenden Bus in keinster Weise stören ließ. Der einzige Halt, der sich unserer Meinung nach gelohnt hat war dann an The Chasm, Felsformationen, die vom Wasser ausgewaschen sind und bizarre Formen bilden, und das mitten in einem netten Rundweg durch den (Regen-)Urwald. Inzwischen hat der Regen nachgelassen, im Wald tropfen allerdings die Bäume weiter. Wenn man bedenkt, dass die Strecke etwa 120 km lang ist, wir dafür 3,5 Stunden gebraucht haben, wird klar, dass wir immer etwa (gefühlte) 5 - 10 Min. zwischen den Stopps gefahren sind. (Merkt man, dass mich das ziemlich genervt hat?)

Am Milford Sound endlich gegen 12 Uhr angekommen, drückt uns Steve die Boarding-Pässe in die Hand, das Information Center verfügt noch einmal über eine ganze Reihe von Toiletten, dann gibt es Fotoshooting von einem professionellen Fotografen für alle Passagiere mit dem Schiff "Wanderer" im Hintergrund beim Einsteigen. Es hängen noch einige Wolken in den Bergen, jedoch kommt die Sonne schon ab und zu heraus.

Auf dem Schiff gibt es erst einmal Verpflegung (das beruhigt die Nerven auch schon erheblich) dann legen wir gegen 12:30 Uhr ab. Einen kleinen Schauer kriegen wir noch ab, dann stürmen alle Passagiere das Deck, um die herrliche Aussicht auf die hohen Berge, die steil aus dem Wasser heraus ragen zu genießen. Der erste Wasserfall ist gleich der höchste mit über 100 m (waren es 130 m?), hinter der nächsten Klippe verbergen sich weitere hohe Wasserfälle, die über die grün bemoosten Felsen stürzen. Auf einem kleinen Felsen faulenzt eine Robbenkolonie, das Schiff fährt jedoch näher an die beiden nahe beieinander liegenden Wasserfälle heran. Die Erläuterungen kommen permanent durch den Lautsprecher, ein Angestellte erklärt die verschiedenen Felsarten mit den Kupferadern, wie hoch jeweils der nächste Wasserfall ist, dass der Fiordland National Park der größte National Park ist usw. Auch der höchste Gipfel des Milford Sound wird erklärt, der Mitre Peak mit schneebedecktem Gipfel, allerdings liegt der Gipfel permanent in Wolken, wir sehen ihn nur auf Postkarten.

Wir können die Sonne und die leichte Brise in vollen Zügen genießen, die Kameras laufen mal wieder heiß. Zum Glück ist das Boot nicht komplett ausgebucht, es sind nicht so viele Touristen an Bord, die sich ständig über die Füße fallen. Als das Meer erreicht ist mit Saint Annas Point, dem äußersten Zipfel des Fjords, bemerkt man sofort die rauere See, das Boot schaukelt stärker, wir werden etwas durchgeschüttelt. Zur allgemeinen Belustigung, es sieht halt nett aus, wird auch mal ein Segel gesetzt, zur Fortbewegung wird es allerdings nicht benötigt. Die Rückfahrt geht entlang der nördlichen Uferlinie, man sieht jetzt andere Wasserfälle aus der Nähe. Die hohen Felsen, teilweise mehrere Hundert Meter hoch, sind komplett mit Urwald bewachsen. Das sieht äußerst beeindruckend aus, die Felsen sind unheimlich steil, teilweise mit gehörigem Überhang. Etwa in der Mitte des Sounds befindet sich das Milford Sound Observatory, ein Aquarium auf 8-10 m Tiefe im Wasser, in dem man die Tierwelt des Sounds erkunden kann. Wir sparen uns die 28 $ Eintritt (p.P.), es ist schon interessant genug, wie das Boot anlegt und beim Ablegen fast den einen Befestigungsbalken nieder walzt. Kurz nach dem Manöver begegnen uns Delphine, alle Passagiere stürzen nach vorne, um die Kolonie zu beobachten, die nicht nur spielend an den Seiten des Schiffs immer wieder auftauchen als wir stehen bleiben, sie begleiten uns auch ein ganzes Stück weiter an der Uferlinie entlang. Es ist ein aufregendes Schauspiel, und äußerst faszinierend, dass sich diese Delphine beim ständigen Auf- und Abtauchen direkt vor dem Bug nicht verletzen, völlig unerwartet kommen sie an die Oberfläche um genauso schnell wieder wegzutauchen.

Auch am nördlichen Ufer gibt es einen sonnigen Felsen, auf dem sich eine Robbenkolonie sonnt. Jetzt fahren wir direkt unter einen Wasserfall, das aufgewirbelte Spritzwasser ist gigantisch, alle kriegen etwas von dem kühlen Nass ab. Der Mitre Peak ist zwar immer noch über den Wolken verschwunden, die Sonne und die herrliche Schiffsfahrt hat sich dennoch gelohnt. Zurück an Land zeigt uns Steve den (!) Gelbaugenpinguin, der einzige, der noch am Sound verblieben ist. Die anderen Pinguine sind inzwischen untergetaucht, weiter gezogen, zumindest verschwunden, seit einigen Tagen gibt es direkt im Ort Milford Sound genau dieses eine verbliebene Exemplar, das sich heute unter einem kleinen Häuschen (offenbar erfolglos) versteckt.

Der Weg mit dem Kleinbus zurück dauert nur 1,5 Stunden, dafür ist herrlichstes Fotografier-Wetter - aber das passt halt nicht in eine vorgebuchte Tour. Das frühe Aufstehen fordert auch seinen Tribut, wir sind froh, als wir um 17 Uhr wieder im Motel ankommen. Der Nachmittag hat schon wieder einiges gut gemacht, das Abendessen ist ebenfalls hervorragend, es gab sogar ein volles Glas Wein, und die abschließende Flasche Wein im Motel setzt noch den letzten I-Punkt auf einen doch noch gelungenen Tag. Und in einem der zahllosen Visitor Centers lassen wir uns für einen Rundflug über den Doubtful Sound vormerken - noch eine Bustour tun wir uns nicht an!