Über die schmale, kurvenreiche Küstenstraße geht es auf die Otago Halbinsel. Am äußersten Ende ist das Royal Albatros Center angesiedelt, das mit äußerst interessanten Details zu den riesigen Vögeln aufwartet. Der Botanische Garten ist auf den ersten Eindruck sehr schön angelegt - der Schein trügt leider. Der Nachmittag ist gemütlich, noch einmal zu einer noch nicht besichtigten Kirche - die erste in Dunedin - und schon neigt sich auch dieser Tag dem Ende.

Die Tour zur Besichtigung im Royal Albatros Center mussten wir bereits vorher im Internet buchen, wir planen - aus unserer Sicht - großzügig eine Stunde für tanken und die Küstenstraße ein. Die Straße auf der Halbinsel ist schmaler als erwartet, keine Leitplanke versperrt die Sicht in den Pazifik, zum Glück (für die Anwohner) verkehren hier Busse. Wenn diese Busse entgegenkommen wird es mit dem riesigen Camry ziemlich eng - der Beifahrer fragt schon nach der Tiefe des Pazifik an dieser Küstenstraße. Am frühen Morgen gestaltet sich dieser Weg äußerst anstrengend, die Sehenswürdigkeiten am Rand geraten sehr schnell ins Hintertreffen. Der Ort Portobello hört sich nach italienischen Vorfahren an, ein in den Hang gebautes kleines Dorf, mit netten Restaurants, von der Küstenstraße führen sehr steile Straßen in die Seitenstraßen, auch die Hauseinfahrten sehen aus, als wäre ein Geländewagen notwendig. Endlich am Albatros-Zentrum angekommen weht uns der Wind sehr kräftig um die Nase, wir nehmen lieber die Jacken mit. Die Führung ist offenbar ausgebucht, die Einleitung von Graham ist glücklicherweise klar verständlich - er ist schwerhörig, weshalb er laut und deutlich artikuliert. Er weist gleich darauf hin, dass es durchaus Führungen gibt, bei denen kein einziger Albatros im Flug gesehen wird, von den 150 Vögeln, die hier beheimatet sind, garantiert er uns, dass wir zwei brütende Vögel auf den Nestern sitzen sehen werden - der Rest ist reine Glücksache.

Wir lernen einiges über das Leben der Albatrosse, sie sind Seevögel und kommen nur zur Aufzucht an Land. Nach der Rückkehr an Land im September werden Anfang November die Eier (jedes Weibchen ein Ei) gelegt, etwa 500 g schwer, aus dem im Februar die Küken schlüpfen. Die "Küken" werden von beiden Elternteilen ständig gefüttert, bis sie schließlich 11 (!) kg wiegen - ein ausgewachsener Albatros wiegt etwa 6 - 7 kg - um dann auf Diät gesetzt zu werden. Erst fressen die Kleinen nur und bewegen sich nur in kleinem Umkreis um das Nest, dann kriegen sie (nahezu) nix mehr und magern auf etwa 7 kg ab, bis sie ihren ersten Flugversuch unternehmen. Dieser erste Flug führt sie dann über das Meer, für etwa 3 - 7 Jahre (dann sind die Eltern die Kids endlich los - so Graham), und die Elterntiere haben mit ihren Jungen nie wieder irgend etwas zu tun. Offenbar sind einige Jungtiere nicht in der Lage, (genug) Nahrung zu finden, weshalb in den ersten Jahren etwa ein Viertel stirbt. Wenn sie aber dann nach 5 - 6 Jahren zum ersten Mal an Land kommen, um den Partner fürs Leben zu suchen, müssen sie auch die ersten Landeversuche auf der Küste unternehmen - das haben sie ja vorher noch nie gelernt. Mit 10 Jahren sind die Albatrosse dann geschlechtsreif und können sich wieder fortpflanzen, normalerweise werden sie etwa 30 - 40 Jahre alt, es gab allerdings eine Albatrosdame, genannt Grandma, über die ein Film gedreht wurde, die zu erst Anfang der 1930er Jahr im Royal Albatros Center beringt wurde, und die 1989 noch bei der Aufzucht gefilmt wurde. Nichts ist unmöglich.

Die Führung enthält erst einen Film über Albatrosse, dann erzählt der jeweilige Guide, anschließend führt ein kurzer steiler Weg hinauf zu einem Beobachtungshaus. Dort haben wir tatsächlich das Glück, einen fliegenden Albatros zu sehen, der verzweifelt versucht, auf dem Gelände zu landen. Der Wind weht sehr kräftig, immer wieder wird der riesige Vogel (etwa 3 m Spannweite) vom Gelände abgetrieben bis er erst einmal wieder aufgibt und davon segelt. Die brütenden Tiere auf den Nestern sind da natürlich einfacher zu fotografieren, ein 10 Tage altes Küken ist sogar kurz zu sehen, als das Elterntier kurz aufsteht - Beine vertreten.

Nach der beeindruckenden Tour biegen wir noch in den Botanischen Garten Glenfalloch Woodland Garden am Beginn der Halbinsel ein, der erste Eindruck ist phantastisch. Es gibt zwar keinen Plan, dank digitaler Kamera kann man den aufgestellten Plan jedoch in Kleinformat mitnehmen. Die Wege, die wir gehen wollen, sind leider gesperrt, der obere Garten wird gerade umstrukturiert, die schöneren Wege werden gerade bewässert, es bleiben nur wenige Alternativen. Leider haben wir das Eintrittsgeld bereits in der Spendenkasse deponiert, sehen wir es als Spende...

Zurück im Zentrum von Dunedin, nehmen wir eine Nase voll Schokoladenduft und erkunden den südöstlichen Teil hinter dem Octagon. Die "First Church of Otago" ist ein eindrucksvolles neogotisches Gebäude, das 1873 vollendet wurde, und auch heute noch als Kirche genutzt wird. Die bunten Fenster, eine Rose und die Apostel leuchten wunderschön in der Sonne, die Holzbänke sehen so unbequem aus wie überall, am Altar stehen Blumengestecke - aus Plastik (pflegeleicht). Es gibt hier also mehr als ein historisches Gebäude, die Kneipenszene ist besser als in Darmstadt, die Stadt ist durchaus eine Reise wert.