Ausschlafen im Luxus-Apartment, gut frühstücken und eine Wanderung zum Hausberg Mt. John mit dem Observatorium der Universität von Canterbury. Der Weg am See entlang ist sonnig, an der Sternenwarte erfahren wir, dass wir am zweit sonnigsten Platz von Neuseeland sind - deshalb ist hier alles braun. Wir sind am Abend rötlich.
Endlich schlafen wir mal wieder gut, der erste Blick durch die Vorhänge ist fatal: mein rechtes Auge ist derartig geblendet, dass ich 1 Min. lang weiße Schleier sehe. Der erste Ausflug zum kleinen Supermarkt zeigt allerdings die vielen Wolken, die über Nacht aufgezogen sind, eigentlich müsste man heute einen Faulenzertag machen. Wir raffen uns trotzdem zum Wanderweg auf Mt. John auf, voll ausgerüstet mit Kameras, Wasser und natürlich den Hüten machen wir uns auf den Weg. Der Track führt eine Weile am See entlang, die türkise Farbe sieht unrealistisch aus, der Hügel zu unserer Linken ist braun verbrannt wie alle anderen Uferzüge rund um den See. Einzelne hellbraune Grasbüschel beugen sich den Windböen, verwelkte Blumenstengel staken schwarz hervor, von den Sträuchern sind nur noch die Dornen übrig geblieben, nur wenige grüne Büsche sind zu sehen. Der Weg steigt den Hügel sanft empor, langsam wird die Größe des Sees erkennbar, dabei sah Lake Tekapo eigentlich eher klein aus vom Südende aus. Die Sonne brennt erbarmungslos auf uns herunter, nach fast 5 Wochen und mit Hut müssten wir allerdings gut gerüstet sein. Einige Wanderer kommen uns entgegen, einer mit freiem Oberkörper - wie mag der heute Abend wohl aussehen (Stichwort: Hummer)? Am Nordende des Berges steigt der Weg steil die Bergkuppe empor, jetzt gewinnen wir an Höhenmeter. So langsam kommt ein weiterer See in Sicht, Lake McGregor liegt westlich in einer Talsenke und es ist wiederum unglaublich, welche Farbe die beiden Seen im Vergleich haben - das muss man fotografieren. Das Türkis von Lake Tekapo wird noch intensiver im Vergleich zu Lake McGregor. Die Farbe kommt von den Gletscher-Ausläufern der letzten Eiszeit. Beim Rückzug des Gletschers wurde der Fels vom Eis regelrecht zerrieben, fast in Staubpartikel, die bei der intensiven Sonneneinstrahlung jetzt den See so hell funkeln lassen.
Der Weg windet sich über Geröll, über eine (inzwischen verlassene) Schafweide, eine oder zwei weitere kleinere Kuppe um schließlich den letzten Anstieg über einen staubigen und steinigen Weg geradeaus nach oben zum Rundweg um den Mt. John zu führen. Eine Bank lädt in der strahlenden Sonne zur Rast ein, hier ist es für uns zu heiß, aber auch hier sitzt ein Engländer ohne Shirt und verbrennt sich gerade gehörig die Wampe. Wir wandern den Rundweg weiter, witzeln noch einmal über den Biergarten - der uns garantiert nicht erwartet - und sehen tatsächlich ein Schild: Astro-Cafe 150 m. Wir sind flexibel, statt Radler gibt es halt Cappuccino und Cafe Latte. Ein Mitarbeiter des Observatoriums erläutert gerade einem älteren Ehepaar, dass der Grund für die überwältigende Bräune und Dürre darin liegt, dass hier der zweit sonnigste Ort Neuseelands liegt. Die Regenwolken werden im Osten von der kleinen Berggruppe aufgehalten, die Regenwolken aus dem nassen Westen bleiben in den Southern Alps hängen, da bleibt kein Tropfen für die Hochebene dazwischen. Es ist faszinieren, so weit das Auge reicht, alles braun, eine gigantische Ebene breitet sich vor unseren Augen aus - ideal für eine Solar-Anlage, oder? Schon beim Hinsehen bekommt man Durst, der Berg ist 1031 m hoch, der See liegt auf 710 m, die Hochebene liegt etwas oberhalb des Sees. Frisch gestärkt wandern wir die kurze Strecke durch den kleinen Lärchenwald zurück zum Resort, gönnen uns hier das verdiente Radler und beobachten im Laufe des Abends die Bräune unserer Arme, die sich in Röte verwandelt und auch langsam immer wärmer wird.