Bei strahlendem Sonnenschein führt die Reise weiter von Te Anau über die Southern Scenic Route, eine beliebte Radler-Strecke, in den äußersten Süden nach Invercargill. Der Ausflug nach Bluff, der südlichsten Spitze vor Invercargill, fällt etwas ins Wasser, die Sonne kehrt aber schnell wieder zurück. In Invercargill gibt es viele Halbstarke mit aufgemotzten, d.h. unglaublich lauten Autos, sehr gute Restaurants und ... nix. Na ja, einen großen Park und einen historischen Wasserturm. Zur Abwechslung gibt es auch mal einen Feueralarm - wir versuchen mit allen Mitteln, den Heliflug zu toppen ????.

Die Sonne lacht, kein Wölkchen am Himmel, allerdings wird es nachts immer ziemlich kalt, 12 - 15 °C sind angesagt, so dass es am Morgen auch erst 16 °C warm ist, als wir unsere Zelte zusammen brechen und weiterziehen. Die Southern Scenic Route beginnt direkt in Te Anau, führt am See entlang bis Manapouri, dort am Lake Manapouri entlang (den wir gestern von oben gesehen haben) und dann durch Farmland. Eine Schafherde löst die nächste ab, überall eingezäunte Wiesen, mal mit vielen Schafen, mal mit Rindern, dann mal wieder ohne Weidevieh zur Erholung. Zwischendrin steht ab und zu mal eine Farm, hier erkennt man sie an den Gräsern, die den Einfahrtsweg zum Haus säumen. An der Küste erkannte man die Siedlungen an den blauen Hortensien und Agapanthus Rabatten, die unvermutet am Straßenrand auftauchen. Der Highway ist gut ausgebaut, am Morgen fahren wir an einer Gruppe von Radlern vorbei, bestimmt 15 Personen über eine größere Strecke verteilt. Auch einige Schweizer kommen uns entgegen geradelt, mit der Schweizer Flagge am Fahrrad und in voller Fahrt den Berg hinab rasend. Die Southern Scenic Route ist die erste Straße, die fürs Radeln geeignet erscheint, nur wenige Autos fahren hier entlang, die Steigungen halten sich in Grenzen, die Wellen machen bestimmt riesig Spaß. Man kann sich nur nicht raussuchen, in welchem Cafe man mal Rast machen möchte, die Frage ist nur, Rast ja oder nein. Und eigentlich bräuchte man sowieso eher einen Biergarten ????.

Der Highway führt bis zur Küste am Südmeer, auf einem erhöhten Aussichtspunkt hört man die Brandung tosen, ein riesiger Strand entlang der Bucht - und keine Menschenseele dort. Die Straße führt jetzt an der Küste entlang, langsam bündeln sich kleinere Wolken zu größeren, der Wind ist auch hier immens. Die heutige Etappe ist nicht so weit, wir kommen gegen 12:30 Uhr in Invercargill an, wollen noch an die Südspitze Bluff fahren. Lt. Reiseführer fährt man nach Bluff ausschließlich zur Fähr-Überfahrt auf die Stewart Island. Im Ort sind etwa die Hälfte der Häuser zu Verkaufen, einige Bruchbuden von der Gründung 1826 stehen wohl noch, die große Fabrik an der Küste dominiert den Eindruck - und verschönert diesen historischen Ort nicht gerade. Man kann also den Autor des Reiseführers verstehen. Hier war die erste feste Siedlung der Südinsel Neuseelands. Wir nötigen dem Auto die steile Straße zum Bluff Hill Lookout hoch - wenden und fahren wieder runter. Außer Wolken und Regen gibt es nix zu sehen. Auch die Cafe-Suche bleibt erfolglos, wir fahren direkt zurück nach Invercargill. Dort ist die Auswahl der Cafes wieder nach unserem Geschmack, und Punkt 14 Uhr checken wir im Hotel ein.

Ein praktisches Feature in allen Orten ist der Stadtplan, der auf einem Block ausgedruckt ist, von dem man sich einfach ein Blatt abreißen kann. So findet man ganz einfach durch die (immer!) quadratisch aufgebaute Innenstadt, hier wollen wir zum Queens Park und dem historischen Wasserturm. Der Park ist wunderschön angelegt, zur Abwechslung ist es hier total flach, riesige Bäume säumen die Wege, das obligatorische War Memorial ist hier beheimatet, und an der einen Seite ist auch der historische Wasserturm. Man muss hier alles fotografieren, was vor 1950 erbaut wurde - so viele Gebäude sind das nicht. Die Enten hier sind alle etwas fetter und träger, der Ententeich ist mit der Fütterzone ausgeschildert, die Enten dürfen hier noch richtig Toastbrot essen. Ein etwa 4 jähriger Junge ist begeistert dabei, hält etwas Toast in der Hand - bis die Enten und Möwen auf ihn laut schnatternd zu gerannt kommen. Schnell nimmt er Reißaus, klettert auf die Bank und wirft aus der für ihn sicheren Zone das Brot zu den Vögeln. Auch nett...

Zurück im Hotel erkundet Heiko, weswegen es so unglaublich laut im Zimmer ist, nach der Stille der letzten Tage sind wir noch empfindlicher geworden. In NZ werden alle Fenster nur einfach verglast, das ist in vielen Fällen schon Grund genug für die Lautstärke, hier kommt erschwerend hinzu, dass bei einem der Fenster der Rahmen lose ist. Aber wir kriegen gleich das Nachbarzimmer, die Kontrolle der Fenster ergibt keine weiteren Auffälligkeiten, und so ist mal wieder Umzug angesagt. Die Chefin ist froh, uns endlich ruhig gestellt zu haben, aber schon 5 Minuten nach der Belagerung des Zimmers heult der Feueralarm auf. Wir sehen uns an, der Lärm ist ohrenbetäubend, nach dem 3. Mal können wir die Durchsage entziffern "evacuate immediatelly the rooms by using the nearest fire exit" - höchstwahrscheinlich. Und schon klingelt das Telefon, der Alarm wurde in unserem Zimmer ausgelöst, hier ist aber nix, ich habe nix gemacht, Heiko auch nicht, die Chefin kommt noch persönlich angerannt, dann ziehen wir doch die Schuhe an und gehen nach draußen - der Lärm ist nicht auszuhalten. Vor dem Hotel stehen auch schon zwei Feuerwehrautos, volle Montur inkl. Gasmaske, die Chefin hat einiges zu tun um sie daran zu hindern, das Hotel zu stürmen. Tourimäßig wird natürlich alles fotografiert - endlich ist hier mal was los!

Das ist offenbar auch der Grund, dass hier den ganzen Abend die Halbstarken mit ihren aufgemotzten Autos hin und her fahren - es gibt nix anderes hier zu tun.