TGIF: thank god it’s friday! Dieser Tag wird dann zumindest nicht ganz so lange wie die beiden vorigen - hoffen wir! Das Hoch über Skandinavien hält sich beständig, es ist unglaublich, wie toll die Sonne scheint. Endlich, endlich schmilzt der Schnee signifikant, überall bilden sich kleine Bäche bzw. eher Rinnsale, unser Bach rauscht um so lauter. Der Weg ist frisch geschottert, Ove hat das definitiv nicht zum ersten Mal gemacht, das sieht man. So langsam kommen die ersten Maiglöckchen und die erste Krokus zum Vorschein, auch die erste Tulpe wagt sich im Beet rauszuspitzen. Ich hoffe, dass wir jetzt die letzte Nacht mit Frost hinter uns haben.
Die Küche sieht inzwischen wieder besser aus, der Aufbau ist in vollem Gange. Die Balkenkonstruktion für die Deckenpanelen ist komplett verlegt, die Elektriker hinken etwas hinterher so dass Conny die Wände noch nicht vollständig mit Rigipsplatten versehen kann. Dafür sind die ersten Bodenplatten bereits festgeschraubt. Die alten Konstruktionen sind immer wieder erstaunlich. Der Küchenboden besteht aus Holzdielen, auf die Spanholzplatten genagelt (!!!) wurden um auf die Spanholzplatten PVC-Boden zu kleben (oder war das Linoleum? halt irgend so ein kackbraun gemusterter Plastikboden, den man früher überall so hatte). Die Spanholzplatten können mithilfe eines Kuhfußes gut abgehoben werden - mit dem kleinen Nachteil, dass die ganzen kleinen Nägel im Boden stecken bleiben. Sieht witzig aus - solange man immer mit Schuhen die Küche betritt. Oder wenn man zusieht, wenn jemand in Strümpfen seinen Fehler bemerkt bzw. deutlich spürt.
Gegen halb drei wird die Arbeitswoche (bei uns) beendet und wir widmen uns dem Sortieren und zusammen tragen des ganzen Mülls bevor wir es uns auf der Veranda gemütlich machen, und sowohl ein Eis genießen als auch die Vorfreude auf den gegrillten Lachs genießen. Heute heißt es: die Grillsaison ist eröffnet!
Den ersten Tag haben wir geschafft. Wie erwartet war es sehr anstrengend die alte Küche möglichst unbeschadet in den Holzschuppen zu bringen wo sie bis Samstag lagern soll. Conny ist unzufrieden mit dem Weg, holt sich unser Einverständnis ein und telefoniert mit ”jemandem, der einen Lkw besitzt”. Er rät uns, die ganzen Holzreste, abgebrochenen Äste, abgeschabte Rinde und sonstigen Reisig vorher vom Weg zu entfernen, dann hält der Schotter besser auf dem sowieso schon sehr weichen Untergrund. Und so nimmt der nächste höchst anstrengende Tag seinen Lauf. 200 m Wegstrecke mit dem Rechen von jeglichen Holzresten zu säubern gestaltet sich aufwändiger als gedacht, zum Glück strahlt die Sonne vom Himmel. Dass es keinen Zweck hat auch nur eine Stunde damit zu warten wird recht schnell deutlich: Ove heißt der Lkw-Besitzer, der bei uns vorbei kommt um sich das Ganze erst einmal anzusehen. Und ja, morgen früh kommt er und schottert den Weg, und nein, er kommt schon vor 7 Uhr, er ist etwas früher unterwegs. Also heißt es nach einer kurzen Verschnaufpause weitermachen bis alles fertig ist. Keine Erholung für die Arme, sie werden wieder unglaublich lang. Dafür gibt es zum Abendessen einen Lichtblick am Horizont: die Pizzeria in Gräsmark ist unerwartet gut, der Pizzateig schön dünn, gut und nicht zu reichlich belegt - wir probieren zum zweiten Mal, ob sie immer noch schmeckt. Und der Pizzabäcker freut sich, uns am zweiten Tag hintereinander zu sehen.
Der erste Tag ist bei Renovierungsarbeiten immer am schlimmsten. Punkt 7 Uhr sind Conny und Elektriker Roland vor Ort und bringen uns direkt auf Trab. Die Küche haben wir verkauft (!!!) was allerdings bedeutet, dass wir sie behutsam behandeln (lassen) müssen. Conny trägt alles in den leer geräumten Eingang und wir parken die Sachen im Holzschuppen. Im Laufe des Tages wachsen meine Arme gefühlt bis zum Boden, die Anstrengung steigt von Türen über Oberschränke zum Eckschrank. Das Ganze gipfelt über die Arbeitsplatten zu den Unterschränken, die wir dann nur noch gemeinsam tragen können. Zum Glück bewiesen die Käufer letzten Samstag ihren Sinn für die Realität, dass die Küche nicht mehr komplett unbeschädigt sein kann und auf eine Endreinigung verzichte ich ebenfalls. Dafür bekommen sie ja noch den Herd dazu, voll funktionsfähig mit Ceran-Kochfeld und ohne Heißluft im Backofen. Und wir hatten festgestellt, dass man mit einer Taschenlampe die kaputte Birne im Backofen ersetzen kann. Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass die komplette Familie am kommenden Samstag in der Lage ist alles einzuladen und mitzunehmen. Ob ich bis dahin wieder helfen kann wird sich zeigen.
Die letzten Tage waren schon etwas unentspannter, der Berg an Umzugskisten im Büro wächst - am Ende sind es 35 Kisten. Die Mülltonne füllt sich, es ist reiner Wahnsinn, was man immer so mitschleppt und dann bei Gelegenheit entsorgt. Aber das Kistenpacken habe ich verhältnismäßig gut verteilt so dass sich dieser Stress in Grenzen hielt. Allerdings kam am Sonntag der Schreiner bzw. Bauleiter Conny vorbei um nochmal die Maße zu nehmen für das Material, das er mitbringen darf. Und Conny erklärt uns, dass er mit dem vielen Schnee und Eis nicht arbeiten kann, er braucht Platz um mit seinem Anhänger möglichst nah an den Eingang zu kommen. Und das ist dann der wirklich anstrengende Teil, mit Metallschippe und Spitzhacke das Eis brechen und irgendwohin (auch das ist ein wunderbarer Teil der Arbeit - wohin mit dem ganzen Eis???) schleppen so dass es vielleicht irgendwann mal schmilzt. Das artet sehr schnell in Knochenarbeit aus, da komme ich ganz gut ins Schwitzen. Auf der anderen Seite entschädigt der strahlende Sonnenschein die ganzen Strapazen.
Und wir wollen ja noch mit Hälge zur Hauptuntersuchung - bevor wir die Küche im WoMo komplett in Betrieb genommen haben und dann alles weg räumen dürfen für die Fahrt nach Sunne. Der letzte TÜV-Termin war im April also haben wir nur in diesem Monat Zeit, das zu erledigen. Der erste Termin vergangenen Freitag war schon viel zu optimistisch, der rechte Vorderreifen war in einer tiefen Wasserlache eingefroren. Bis Freitag. Dann hat sich das Wasser endlich einen Weg unter dem Eis gebahnt und konnte ablaufen. Tagsüber ist es inzwischen warm genug, dass alles schmilzt, die hohen Minusgrade in der Nacht verhärten das Wasser anschließend wieder zu Eis. Von da ab galt es nur noch, die mehr als 5 cm dicke Eisschicht vor dem Fahrzeug aufzuweichen - ganz weggekriegt habe ich sie nicht. Aber mit Allradantrieb nimmt das WoMo auch diese Hürde. Der Weg ist zwar komplett aufgeweicht aber da müssen wir und die Anwohner des Weges halt durch.
Der Aufwand lohnt sich denn auch, nach 15 Minuten sind die beiden Prüfer durch, irgendetwas konnten sie nicht richtig überprüfen weil der Allradantrieb eingeschaltet war - scheint wohl nicht so wichtig gewesen zu sein - wir haben unsere heiße Schokolade getrunken und treten den Rückweg an. Das Reifendruckgerät an der Tankstelle ist leider defekt (zeitnahe Reparaturen haben in Schweden keinerlei Tradition!) glücklicherweise zeigt unser eigenes Meßgerät jedoch beruhigende Werte an so dass wir nach knapp 2,5 Stunden wieder zu Hause ankommen. Dass immer noch Schnee auf Hälges Dach festgefroren ist fasziniert uns, juckt uns aber nicht. Jetzt können wir beginnen, die ganzen Boxen und Kisten rüber zu transportieren und die eine Küche völlig zu entleeren (um das WoMo völlig zu füllen). Wieder einmal ist es beeindruckend, dass ein Raum viel kleiner wirkt, je leerer er ist!
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