Die Schweden sind Bettflüchter! Um 5:50 Uhr wird Heiko von Geräuschen geweckt: der Holzfäller ist angekommen. Die Maschine hat an den Seiten, vorne und hinten Strahler, manche Sportplatz-Hüter würden vor Neid erblassen wenn sie sehen könnten, wie hell die Flutlichter das abzuholzende Waldstück ausleuchten. Unaufhörlich wühlt sich der Harvester durch das Gelände, fasst die Baumstämme, sägt sie ab und kippt sie zur Seite. Als wir um 7:30 Uhr aufstehen ist schon eine kleine aber sichtbare Lichtung entstanden. Der Schwede, der das Monstrum geschickt bedient ist bestimmt irritiert, dass diese Deutschen quasi mit offenen Mündern aber ebenfalls mit gebührendem Abstand sein Werk - aus unserer Sicht dieses Schauspiel - beobachten. Und um 14 Uhr ist alles vorbei, jetzt steht nur noch eine Fichte, eine Lärche und ein paar Bäume neben dem Bach auf unserem Teil des Grundstücks Richtung See.
Eine kleine Schwierigkeit ergibt sich daraus, dass der tüchtige Holzfäller sein Auto an der Stelle geparkt hat, an dem wir das WoMo parken wollen. Er sieht das nicht so eng, das Auto muss nicht weggefahren werden und so wird es eine Hauruck-Aktion - da kommt man auch nicht so ins Grübeln, was passiert, wenn das WoMo auf den Wagen rutscht. Als erstes Motor starten, Fenster runter - sonst sieht man nichts, da sie innen gefroren sind - und raus aus der Parkposition. Problemlos kommt das WoMo an der Kreuzung um die Kurve, glücklicherweise hat Janne dort ebenfalls den Weg freigemacht. Und dann fallen die beiden riesigen Birken direkt am Weg, kein Ästchen streift das Haus oder das Nebengebäude, die große Fichte kommt zumindest schadlos davon. Und dann ist er auch schon fertig mit dem ganzen Abholzen, der Weg ist freigeräumt und so zieht er gegen 14 Uhr von dannen zu seinem nächsten Einsatzgebiet. Wir stapfen noch ein Weilchen durch den hohen Schnee und bewundern das Werk. Eine Fichte hat sich in der Baumkrone einer Birke verfangen und wurde kurzerhand abgesägt. Ich bin gespannt, wann der abgeschnittene Fichtenteil runter fallen wird, wahrscheinlich ist dazu ein heftiger Sturm nötig. Eine kleinere Fichte hat das Ganze ebenfalls nicht überstanden, da war das Band außenrum an der falschen Stelle angebracht. Ein bisschen Verlust gibt es immer!
Die Wettervorhersage berichtet von leichtem Schneefall und wenigen Centimetern. Heute morgen sind es ca. 10 cm Neuschnee und es schneit weiter. Die Spuren im Schnee sind tatsächlich fast vollständig wieder zugeschneit, wir sind froh, dass zumindest der Anhänger nicht mehr im Weg steht. Für das Umparken des WoMo müssen wir uns etwas einfallen lassen. Auf dem Weg zum Briefkasten kommt uns dann Janne, unser Nachbar mit dem Traktor entgegen, er hat den Weg freigeräumt, damit am Montag die Fahrzeuge zum Abholzen kommen können. Er erklärt sich dankenswerterweise bereit, den Weg bis zu unserem Haus zu räumen, so dass wir eine etwas realistischere Chance haben, das WoMo morgen umzuparken. Torbjörn war sichtlich erleichtert, dass die große Fichte (”unsere Tanne”) stehen bleibt, die beiden großen Birken in der Einfahrt sollen aber gefällt werden. Da sollte das WoMo dann nicht mehr genau dazwischen stehen und Torbjörn hat uns auch einen Platz empfohlen, an dem es sicher abgestellt sein sollte. Nachdem Janne mit der Schneefräse den Weg freigeräumt hat - auch das ist beeindruckend, besonders wenn man vollkommen unbedarft erst mal mitten in der Schneefontäne stehen bleibt bevor man das Weite sucht - brauchen wir nur noch den Seitenstreifen etwas frei zu schippen. Allerdings schneit es weiterhin unaufhörlich, mal sehen, ob wir morgen problemlos ausparken können.
Heute soll die Abholz-Maschine hier abgestellt werden und am Montag fallen die Bäume. Hat Torbjörn gesagt. Offenbar war der Meister des John Deere Harvester etwas früher hier angekommen, er fängt mal von unten an, die Bäume abzuholzen. Ich wollte dabei sowieso zuschauen, aber ich musste mich dann doch zusammen reißen, nicht mit offenem Mund davor zu stehen. Nicht nur, dass dieser Bagger von einer unglaublichen Dimension ist, schon alleine die beiden hinteren Reifen mit den Ketten sind beeindruckend groß, und dann sind da noch die beiden vorderen Reifen von einer Eisenkette umspannt, so dass das wie eine Panzerkette aussieht. Und damit wühlt sich diese Maschine durch das unwegsame Gelände, über alle Felsbrocken (oder sind es doch Hinkelsteine?) und Baumstümpfe hinweg ohne jegliche ersichtliche Mühe. Dann bleibt das Fahrzeug stehen, der Kran bewegt sich wie ein Roboterarm auf den nächsten Baum zu, das untere Ende umfasst den Stamm, aus dem Nichts taucht eine Säge auf und sägt den Baum ab. Der Kran hebt den Baum an als wäre es ein Zahnstocher, dieser kippt zur Seite oder besser gesagt nach vorne und dann fängt das echte Spektakel an: Rollen ziehen den Stamm nach hinten, dabei werden die Äste abgesägt, ein kleiner Stopp und der erste Teil des Stammes fällt zu Boden, abgesägt durch die kleine blaue Motorsäge, die aus dem Nichts wieder hervortaucht, dann der nächste Teil usw. Die größeren Äste und die Baumkrone werden zur Seite gelegt und während die einzelnen Teile noch verstaut werden rollt der Bagger weiter zum nächsten Baum. Baumfällen innerhalb von 2 Minuten - ich finde das unglaublich beeindruckend!
Und was noch faszinierender ist: Gegen 14 Uhr ist Feierabend, Wochenende, und dann betrachten wir uns das ganze Ausmaß aus der Nähe. Wie groß das Grundstück jetzt plötzlich geworden ist, Wahnsinn! Mit dem Wald wirkte das gar nicht so riesig, nun bekommt man einen besseren Eindruck von der Größe eines Hektars.
Morgen soll es schneien, da fahren wir vorsichtshalber den Anhänger noch vor die Garage. Torbjörn äußert auch seine Wünsche, wo das Wohnmobil am besten geparkt werden soll, allerdings ist das zu weit von der Stromversorgung entfernt, das werden wir erst am Sonntag umparken.
Wie die Zeit vergeht! Jetzt sind wir schon wieder eine ganze Woche zurück, es hat geschneit als wir weggefahren sind und der Schnee ist nur teilweise weggeschmolzen - zumindest hier oben bei uns. Und dann klingelt es mal wieder unverhofft und Torbjörn steht in der Tür mit der frohen Botschaft: nächste Woche wird in der Nachbarschaft abgeholzt, da ist unser kleines Stück auch gleich mit dabei. Allerdings haben wir die kleinen Büsche und Bäume noch nicht abgesägt. Mit unserem Trimmer mit Klinge ist das leider auch nicht so einfach, der Schutz über der Klinge ist zwei Mal davongeflogen, da habe ich dann die Segel gestrichen. Das war noch kurz vor der Urlaubswoche und nach der Rückkehr haben wir nur nach Küchen geschaut. Aber Torbjörn kennt jemanden, einen ”gubbe” der das für uns bis Ende der Woche erledigen kann, denn nächste Woche soll abgeholzt werden. Auch wenn dann für die Räumung nur noch Donnerstag und Freitag bleiben. Und wie versprochen steht am Donnerstag Morgen ein eifriger Holzarbeiter auf dem Gelände und schwingt die Säge. Er ist tatsächlich ziemlich schnell unterwegs und lässt sich gerne von mir erklären, was er alles absägen kann und was ich gerne noch behalten möchte.
Wir fahren später nach Deje, um unseren Karton mit Rindfleisch abzuholen, und als wir zurückkommen ist es zwar schon dunkel aber man sieht schon viel mehr vom Grundstück. Kaum zu glauben, aber es ist schon alleine dadurch heller geworden. Wir sind gespannt auf das was da noch kommen mag.
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