Das Wochenende vergeht sehr schnell, auch wenn man durch die Löcher zwischen Fenster und Wand nach draußen sehen kann: es fühlt sich viel wärmer an als vorher! Wir haben mal wieder das große Los gezogen, es ist zwischen -11°C und -5°C kalt, dafür scheint die Sonne an einigen Tagen von einem strahlend blauen Himmel. Am Montag ist Conny damit beschäftigt außen abzudichten, jetzt kann er die Maße außen für die untere Alurinne nehmen und diese Bleche bestellen: ”Die sind bestimmt schnell da, ich denke spätestens Donnerstag.” Äußerst beruhigend…
Und dann beginnen die Innenarbeiten: die Laibung um alle vier Seiten der Fenster und anschließend der Rahmen außenrum, schön mit Gehrung in den Ecken. Die beiden frisch tapezierten Zimmer bekommen einen weißen Rahmen, die anderen werden mit Eiche umrahmt, alles wie gewünscht. Die Tigersäge muss leider noch einige Male angesetzt werden, das ist immer der schlimmste Dreck, aber nach dem Abschleifen der Leimreste von den Holzpaneelen ist das auch nicht mehr der Rede wert. Inzwischen sind wir ein eingespieltes Team beim Hinterher-Räumen, Dreck zusammen kehren und entsorgen, Boden abdecken usw., aber Conny hält uns ganz schön auf Trab. Am Mittwoch sind nur noch Restarbeiten zu erledigen wie die Bleche außen anzubringen und die alte vom Hund gnadenlos zerkratzte Schlafzimmertür durch eine neue Eichentür auszutauschen.
Eigentlich sollte am Mittwoch noch Jonas aus Sunne kommen wegen des Bücherregals, aber Heiko hat bei Conny nachgefragt, ob der das vielleicht auch absägen könnte? Und Conny rennt in den Schuppen, holt eine Wange nach der anderen raus, klärt mit mir die Länge - er will sie kürzer schneiden als ich sie haben will - und beginnt mit dem Sägen. Eventuell hätte Jonas das ein klein bisschen schöner hingekriegt, aber mit einem Fetzen Schleifpapier werden auch die Ränder wieder schön und knapp unter der Decke sieht man das sowieso nicht. Und dann lässt Conny uns mit den Einzelteilen der Paschen-Bibliothek allein: ”Aufbauen könnt ihr das aber selbst." Wir brauchen definitiv länger als ein Schreiner aber am Donnerstag Abend steht es wieder, unser großes Bücherregal in seiner vollen Schönheit. Für mich gibt es kein Halten mehr, die Umzugskartons mit den Büchern werden aus dem Schuppen geholt und ein weiteres Mal sind Bücher so unglaublich schwer. Am Ende gewinnen die Endorphine, nur kurze Zeit gedämpft durch das Fehlen von zwei meiner Lieblingsautoren, die ich aber noch inmitten von Perry-Rhodan-Bücher-Kartons finde und am Freitag sieht das Wohnzimmer so richtig gemütlich, wohnlich, einfach nur zum Wohlfühlen aus. Das ist das beste Geschenk zum ersten Jahrestag in unserem Haus in Schweden!
Wir starten nicht um 7 Uhr, heute beginnt die Arbeit erst gegen halb 8. Conny bringt einen Mitarbeiter mit, der sehr jung aussieht und den wir bisher noch nicht kannten. Sie beginnen mit dem Schlafzimmerfenster, die Verkleidung außen hat Conny bereits gestern entfernt (besser gesagt: heraus- und abgerissen). Der Rest des Fensters inklusive Laibung und Rahmen wird von innen rausgestemmt. Heiko und ich teilen uns auf: Heiko schaut innen zu und putzt hinter Conny her, ich halte draußen die Stellung und sortiere schon mal den Abfall. Der junge Mitarbeiter lernt sehr schnell, dass er die größeren Teile direkt auf den Anhänger schmeißen darf und auch die Reste der alten Isolierwolle und was sonst noch so anfällt direkt in den Abfallsack zu entsorgen, statt wie sonst so üblich alles erst mal auf den Boden, d.h. ins Blumenbeet, zu werfen und anschließend wieder aufzuheben. Am ersten Fenster wird geübt und erforscht, wie alles verbaut wurde, das dauert am längsten. Mir kommen langsam Zweifel, werden sie mit allen Fenstern heute noch fertig? Der junge Mann sieht relativ schmächtig aus, das erste Fenster ist eines der richtig großen aber er schafft es, das Schwergewicht in den Rahmen passgenau einzusetzen - Hut ab! Sobald das Fenster richtig sitzt wird erst einmal die Frühstückspause nachgeholt und danach geht es Schlag auf Schlag. Heiko und ich kommen fast nicht hinterher, den Müll wegzuräumen, die Maschinen und Werkzeuge hinterher zu tragen und alles einigermaßen sauber zu hinterlassen, so schnell sind die Beiden mit dem Fenstertausch. Und tatsächlich, um 14:30 Uhr sind alle acht Fenster getauscht, im Haus herrscht mehr oder weniger Chaos an den Fensterausschnitten, die etwas kleiner waren als die Fenster und an denen Conny die Tigersäge angesetzt hat. Am Ende können wir unsere neue Aussicht durch die viel größeren Fensterflächen genießen, es ist sooooo viel heller jetzt ohne die Sprossen, die Heiko an Gefängnis erinnern und die Sonne draußen hält. Auch wenn dadurch der Staub und Dreck besser zu sehen ist - wir freuen uns einfach nur noch!
Manchmal geht es eben schneller als man denkt. Nur eins ist klar: es kommt nie so, wie es vorher gesagt wird! Am Donnerstag habe ich mich endlich aufgerafft, der Sonnenschein muss genutzt werden und den Trimmer - ausgerüstet mit der Schneidklinge - aus dem Schuppen geholt. Die ersten Versuche an der Heckenrose vor dem Nebengebäude waren noch - diplomatisch ausgedrückt - optimierungsbedürftig. Aber das Wichtigste ist geglückt: der Motor ist warm, kann also einfach gestartet werden und stoppt nicht gleich wieder, während ich versuche den Schultergurt über den Helm zu schieben und den Trimmer in Position zu bringen. Jetzt kann ich endlich die kleinen Büsche auf dem Südhang so weit kürzen und zurückschneiden, dass die großen Maschinen später an die größeren Bäume herankommen um sie fällen zu können. Und dann kommt die Unterbrechng (Erlösung?) Auf dem Weg zum ersten Wirkungskreis kommt mir doch tatsächlich ein Auto entgegen: Conny bringt die Fenster. Conny und Heiko beginnen damit, die neuen Fenster vom Anhänger abzuladen. Es handelt sich um 3-fach verglaste Fenster, außen weißes wartungsfreies Aluminium, innen lackierte Eiche, dazwischen ganz ganz große Glasflächen. Die beiden kleineren Fenster lehnen relativ schnell am Balkongeländer, aber dann ist auch schon Ende Gelände. Wir sehen noch einmal auf der Bestellliste nach und können bestätigen, die Fenster sind richtig heftig schwer, jedes einzelne wiegt zwischen 67 und 73 kg. Zum Glück denkt Conny über diese Punkte vorher nach, sein Kollege steht auf Abruf um beim Abladen zu helfen. Ein kurzes Telefonat und nach wenigen Minuten fährt Jörgen den Weg hoch. Interessant ist die Art und Weise, wie die Fenster für die Fahrt auf demAnhänger geschützt sind. Sie werden einfach auf einem einfachen Holzgestell festgeschraubt. Alle Fenster sind heil angekommen so dass wir nur resümieren können: das funktioniert!
Es ist ein wunderschöner Anblick: die Wiese ist leicht gepudert, die Bäume sind mit Rauhreif überzogen, in der Sonne glitzern die Schnee- und Eiskristalle um die Wette. Noch hält sich die Kälte in Grenzen, tagsüber etwas über 0 °C, nachts bis etwa -7 °C. Jetzt ist der Himmel mit leichten Wolkenscheleiern durchzogen, die Sonne schafft es noch über die Baumwipfeln wenn auch die Tage gezählt sind bis wir sie nicht mehr durch die Südfenster sehen können.
Die Vögel drängen sich um das Vogelfutter, es herrscht eine klare Hackordnung: die Meisen und Dompfaffen sind am einfachsten zu vertreiben, wenn auch nicht von mir. Entweder sind sie einfach so schlau, dass sie inzwischen gelernt haben, dass ich die Häuschen mit Futter auffülle oder sie sind deshalb nicht so schreckhaft weil sie sich sehr schnell in die Lüfte erheben können um zu fliehen. Der Specht ist recht friedlich, er vertreibt keine kleineren Vögel und ist auch schnell zufrieden gestellt. Die Art und Weise, wie er nach seiner Mahlzeit von Meisenknödel und/oder Körnern an den Bäumen hoch kraxelt und immer wieder kurz stehen bleibt um gegen die Rinde zu klopfen fasziniert mich immer wieder. Die größte Störung der kleinen Vögel kommt in Gestalt von Grauhörnchen. Eines davon ist leicht rötlich, da scheint es also durchaus Mischungen mit den Eichhörnchen gegeben zu haben. Was nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass diese Grauhörnchen unglaublich rabiat mit den Futterhäuschen und deren eigentlichen Zielgruppe, den kleinen Vögeln, umgeht. Das Holz ist abgenagt, die Splitter pieksen heraus - für diese Schäden habe ich die Grauhörnchen in Verdacht.
Die Eichelhäher werden teilweise von den (in dieser Saison neu hinzu gekommenen) Elstern vertrieben. Die Eichelhäher sind im allgemeinen äußerst friedliebend, die Elstern kommen so aggressiv angeflogen, dass selbst die Grauhörnchen die Flucht ergreifen. Vor uns Menschen haben die großen Vögel die größte Angst, sowohl Eichelhäher als auch Elster ergreifen die Flucht sobald sie eine Bewegung hinter einem Fenster bemerken. Die kleinen Vögel lassen mich auf etwa zwei Meter herankommen, teilweise sogar noch näher, und die Grauhörnchen reagieren mit erschrockener Flucht, sobald die Haustür geöffnet wird. Bewegungen hinter dem Fenster oder auch ein Klopfen an die Scheiben scheinen sie noch nicht einmal zu registrieren.
Unser Lichtblick heute: Conny kam kurz vorbei mit der guten Nachricht, dass die neuen Fenster voraussichtlich kommenden Freitag geliefert werden. Dann kann er sie in der Woche danach einbauen, einen Tag alle Fenster tauschen, am nächsten Tag - oder besser gesagt an einem der darauf folgenden Tage - die Feinarbeiten innen durchführen. Völlig ungewöhnlich ist, dass er uns bereits heute mitgeteilt hat, dass die Innen-Rahmen an den Wänden in der gewünschten Breite nicht zu bestellen sind, da brauchen wir eine andere Lösung. Das will er aber erst einmal abmessen. Ein echtes Problem ist es auch nur an den beiden Fenstern in Schlafzimmer und Büro, wo wir bereits tapeziert haben. An den anderen Fenstern wollen wir sowieso schmalere Rahmen haben, das passt schon. Da steigt die Spannung, ob wir noch mal schmale Streifen um die Fenster herumtapezieren dürfen.
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