Es regnet seit gestern Abend, die ganze Nacht hindurch und will überhaupt nicht mehr aufhören. Die Temperatur ist heute morgen auf 10 °C gefallen, der Abschied von der Wildnis wird uns leicht gemacht. Über Wanaka geht die Reise bis Queenstown, ein hektischer und geschäftiger Touristenort, ein Motel neben dem anderen, in der Geschäftsstraße herrscht hektische Betriebsamkeit - trotz oder wegen des Regens - so dass wir sofort die Flucht ergreifen. Am Lake Wakatipu entlang bis Kingston und weiter auf der SH 6 bis zur Abzweigung der SH 94, die nach Te Anau führt. Erst am Nachmittag lässt der Regen nach, in Te Anau lichten sich die Wolken und die Sonne kommt wieder hervor.
Die Nacht war nicht sehr erholsam, der Regen trommelt permanent auf das Dach (oder sollte ich Wand sagen, bei dem Dreieckigen Gebäude?), es hat auf etwa 10 °C am Morgen abgekühlt. Der Regen begleitet uns auf dem Weg Richtung Süden, der Lake Wanaka ist kaum zu sehen, auch der geplante kurze Wanderweg am Lake Hawea fällt buchstäblich ins Wasser. Wir hoffen inständig, dass der Regen nachlässt - die Hoffnung stirbt zuletzt. Es ist unglaublich anstrengend auf der kurvigen und unebenen Straße zu fahren, ständig durch riesige tiefe Wasserpfützen, die sich in den Spurrinnen gebildet haben. In Queenstown steuern wir als erstes einen Supermarkt an, leider sind die Regenjacken im Kofferraum, wir warten, dass zumindest der Wind etwas nachlässt - und freuen uns, heute wenigstens mit dem Auto und nicht mit dem Tandem unterwegs zu sein. Eine kurze Besichtigungsfahrt durch Queenstown lässt uns schnell wieder umkehren - nach der Stille der Wildnis ist es uns definitiv zu hektisch hier. Offenbar gibt es bei Regen keinen Zeitvertreib weshalb alle Touristen sich im Ort aufhalten, entweder wild durcheinander über die Straße eilend oder - wie wir - im Auto. Wir ergreifen die Flucht und fahren am Lake Wakatipu entlang bis zu dessen Südspitze in Kingston, an dem der "Kingston Flyer" mit vielen Plakaten beworben wird. Dabei handelt es sich um eine Dampf-Eisenbahn (erinnert mich an die Museumsbahn am Mainufer), am zugehörigen Bahnhof ist eine entsprechend teure Bar, wir nehmen das Cafe in der Ortsmitte. Die Eisenbahn begegnet uns im weiteren Verlauf des SH 6, Endstation ist offenbar der nächste Ort, Fairlight, etwa 15 km südlich gelegen. Der folgende Ort Garston ist nicht besonders aufregend, jedoch sind rund um diese Siedlung riesige Schafherden auf der Weide. Unserem Eindruck nach sind diese Herden größer als die um Masterton auf der Nordinsel, die ja lt. Reiseführer die Schaf-reichste Region sein soll.
An der Abzweigung bei Castlerock fahren wir weiter auf der SH 94 in westliche Richtung, wenigstens regnet es jetzt nicht mehr. Auch hier gibt es die gewohnten Straßen-Baustellen, Weideland und Urwald am Straßenrand. Wir kommen gegen 16 Uhr in Te Anau an, das Motel-Zimmer ist riesig und mit voll ausgestatteter Küchenzeile, es gefällt uns hier. Bei dem ersten Spaziergang zum Visitor Center und zur Geschäftsstraße kommt bereits die Sonne durch die Wolken, das Wetter hier stimmt versöhnlich.