Wir sind wieder (für unsere Verhältnisse) früh unterwegs, können uns nicht entscheiden, welchen der Gletscher wir uns ansehen wollen und fahren deshalb beide an. Der Franz Josef ist touristisch besser erschlossen - also für Kiwi-Verhältnisse total überlaufen - zum Fox muss man etwas weiter laufen, aber es lohnt sich! Danach führt die Route weiter nach Süden bis Haast um dort am Haast River abzubiegen, über den Haast Pass durch den Mount Aspiring National Park ins Landesinnere zu fahren. Auf der halben Strecke zwischen Haast und Wanaka liegt Makarora, das Wilderness Ressort, in dem wir 2 Nächte bleiben.
Das Zusammenpacken geht schneller, wir sind um 9:15 Uhr im Auto und besichtigen noch einmal die Jade Factories, bis ich die schönste Kette für mich gefunden habe. Noch einmal voll tanken und ab geht es an die Küste auf den SH 6. Die Straße führt durch herrliche Wälder, ab und zu liegt ein See malerisch inmitten der hohen Bäume und dem Buschwerk. Es gab sogar einen See ohne Bootsrampe! An den Zufahrten zu den Seen sind jeweils Picknick-Bänke aufgestellt, die meisten verfügen über ein Plumps-Klo - überall barrierefrei. Die Wälder, die wir durchqueren erinnern an den Film "Herr der Ringe", die Baumstämme sind allesamt mit Moos, Flechten und Farnen bewachsen.
Der erste Gletscher auf der Strecke ist Franz Josef. Der Motel-Wirt hat uns einen Gletscher empfohlen, an den man besser an das Gletschertor rankommen kann und einen, der schöner ist. Leider ist im Kiwi-Slang kein Unterschied zwischen "Frääns" und "Fääääx" zu erkennen - wir wissen also nicht genau, was er uns wirklich empfehlen wollte. Im Ort Franz Josef suchen wir das Visitor Center auf und erkunden die möglichen Wanderwege zu den Aussichtspunkten. Daraufhin fällt unsere Entscheidung, am Franz Josef Gletscher den kurzen Weg (20 Min. Return - haben wir allerdings nicht gebraucht) und am Fox den längeren Weg (1,5 h Return) zu nehmen.
Der Weg zum Gletscher-Parkplatz ist unbefestigt, der Schotterweg staubt aber nur kräftig und ist gut zu fahren. Die wenigen Fußgänger am Wegesrand sind bestimmt nicht so glücklich über die Autos, die sie permanent mit dem feinen Staub einnebeln. Der Parkplatz ist wieder einmal riesig, leider gibt es keine Schattenplätze. Der kurze Weg Sentinel Rock ist ein Schotterweg, führt durch neu angepflanztes Buschwerk, das ein Blätterdach bildet, um nach einem kurzen Anstieg auf den Aussichtspunkt zu münden. Wie wir vermuteten ist der Gletscher von einer schwarzen Schmutzschicht überzogen, am Gletschertor befindet sich eine riesige Höhle aus der das Gletscherwasser grau heraus strömt. Wir fotografieren unsere Beweisbilder und treten den Rückzug an. Mit dem Auto sind es noch einmal etwa 20 km bis zum Fox Gletscher, der Ort ist diesmal nicht ganz so touristisch, jedoch steht auch hier ein Reisebus und viele Camping-Vans vor den Cafes und Souvenirläden am Straßenrand. Der Weg zum Fox Gletscher ist etwas schräger und auch nicht sehr breit angelegt, es gibt glücklicherweise Ausweichstellen für den Gegenverkehr. Der Parkplatz ist relativ klein, von dem aus der Chalet Lookout Walk startet. Der Weg führt durch den malerischen Urwald, überall hängen Moose und Sukkulenten von den Bäumen, kaum ein Baumstamm ist nicht übersät von Moos, Flechten und Farnen. Wir durchqueren nicht nur das ein oder andere Bachbett, der Weg führt auch an einigen Stellen durch die Bäche durch. Zu Beginn des Weges wurde davor gewarnt, dass die Fluss Überquerungen nach heftigen Regenfällen nicht möglich sind. An einem steil abfallenden Bach sind wir eine Weile auf der Suche, wo wir da wohl rüber kommen - bis uns ein Kiwi entgegen kommt, dessen Weg wir dann ebenfalls nehmen. Und es hat sich gelohnt, kurze Zeit später erreichen wir den Aussichtspunkt, von dem man einen herrlichen Blick auf den Fox Gletscher genießen kann, der zwar ebenfalls mit einer Dreckschicht überzogen ist, er sieht trotzdem beeindruckender aus. Im Hintergrund ist der schneebedeckte Mount Cook zu sehen - schon alleine deshalb hat sich der Weg gelohnt. Gletscherwanderungen werden nur über den Franz Josef angeboten, mit dem Teleobjektiv sind auch einige Gruppen zu erkennen.
Nach der aufregenden Tour geht es weiter über den SH 6 bis Haast. Der Ort wird an der ganzen Westküste angekündigt, mehr als 10 Häuser können wir nicht entdecken. Und wieder erblicken wir das tröstliche Schild - die Pass-Straße ist offen! Der Haast-Pass windet sich in engen Kurven und schmalen Straßen steil bergauf, auch hier überholen wir Fahrrad-Touristen, vollbepackt bis obenhin, alle Achtung! Direkt nach Haast beginnt der Mt. Aspiring National Park, der dritt größte National Park Neuseelands. Es hat sich gelohnt, dieses herrliche Stück Land mit dem Urwald zu erhalten, der Anblick der mit Wald und Buschwerk bedeckten Hügel ist faszinierend. Der Pass ist immerhin 564 m hoch, glücklicherweise lässt uns der Busfahrer überholen. Die Straße wird breiter und ist nicht mehr so kurvig, die "one-lane-bridges" mehren sich allerdings. In diesem National Park gibt es einige Wanderwege, überall an der Straße sind sowohl Parkplätze als auch kurze Beschreibungen der Wege zu sehen.
Gegen 18 Uhr kommen wir in dem Wilderness Ressort von Makarora an. Makarora (West) besteht aus einem DOC-Büro, einem Holiday Park mit angeschlossener Tankstelle, Souvenir-Laden und Bar/Restaurant und einer Landebahn für die Rundflüge. Gerade wird ein Backpacker Bus abgefertigt, eine riesige Schlange steht zum Bezahlen bereit. Als sie abgefahren sind können wir in das Chalet einchecken, ein dreieckiges Häuschen mit Betten, Küchenzeile und Dusche/WC. Es wäre vorteilhaft, wenn wir es im neuwertigen Zustand kennen gelernt hätten, aber für 2 Nächte tut es das auch.