Und heute geht es in den National Park Abel Tasman. Auch wenn der gute Holländer nie die Insel betrat, so hat er hier sichtbare Spuren hinterlassen: viele Statuen, Denkmäler und einen genialen National Park. Das Aquataxi bringt uns zur Torrent Bay, von dort laufen wir den Coastal Track zurück über Anchorage Bay (der erste Taxihalt) weiter durch den ursprünglichen Urwald an malerischen Buchten vorbei, nach Marahau.

Der nächste National Park will erkundet werden: der Abel Tasman National Park, durch den zwei große Wanderwege führen, der Coastal Track und der Inland Track. Für beide Wege benötigt man jeweils 2-5 Tage, um diese komplett zu wandern, es gibt keine Straßen durch den Park. Als wir Marahau erreichen trauen wir unseren Augen kaum: es ist ein äußerst seltsames Bild, in der Sandbank vor der Küstenstraße Traktoren zu sehen, wir können es uns nicht erklären. Die Erleuchtung kommt jedoch beim Einchecken in das Aquataxi: die Taxi-Boote liegen auf Trailer, die von Traktoren gezogen werden. Wir steigen also mitten auf dem Parkplatz in das Boot ein, der Fahrer fährt erst über die Straße, dann über die Bootsablege-Rampe auf die Sandbank - Ebbe ist gerade vorüber - vorbei an einem Katamaran, der im Sand steht, und übergibt den Traktor an einen weiteren Fahrer (der hat auch einen genialen Job!), der uns rückwärts in das Wasser schiebt, bis der Motor im Wasser richtig läuft. 

Die Tour startet erst an der Küste entlang Richtung Süden, um uns einen besonderen Felsen zu zeigen - leider verstehen wir zu wenig vom Kiwi-Englisch, ich glaube, die Felsformation war irgendwann einmal mit dem Küstenstreifen verbunden und ist nun abgetrennt. Der Fels ist aus einem besonderen Stein - glaube ich verstanden zu haben. In rasender Geschwindigkeit (mir war das definitiv zu schnell!!!) geht es dann mit dem Boot Richtung Norden - da wollen wir ja eigentlich hin -, vorbei an wunderschönen einsamen Buchten mit herrlichen Sandstränden, die nur per Kajak oder zu Fuß erreichbar sind. Einige Kajaks werden von der Welle durchgerüttelt (man kann hier auch Kajaks für Tagestouren mieten) bis wir den ersten Haltepunkt Anchorage erreichen. Der "Taxifahrer" rät den Aussteigenden, die Schuhe auszuziehen, man steigt im Wasser aus, wir verstehen, dass dies nur in Anchorage gilt, erfahren aber bei unserem Halt Torrent Bay, dass das wohl doch für alle Haltepunkte gilt. Das Wasser ist etwas tiefer als knietief, Heikos Jeans kriegt einiges ab, die Hose des Taxifahrers ebenfalls, als er seinem Boot hinterher laufen darf - man sollte sich eben doch nicht mit Kollegen unterhalten ohne vorher den Anker zu setzen:-)

Unsere Wanderung beginnt gegen 13:30 Uhr, bis wir die Füße wieder sandfrei und trocken und die Schuhe geschnürt haben, vergeht eine ganze Weile. Der Weg ist lt. Reiseführer sehr gut markiert - das stimmt auch bis auf das erste Schild, das offenbar falsch herum aufgestellt wurde. Aber wir haben ja das Navigationssystem dabei;-)

Die Ebbe ist bereits einige Zeit vorüber, so dass wir nicht den Strandweg sondern den kleinen Umweg über den Waldweg wählen. Ein Einheimischer erzählt etwas von knietiefem Wasser, die Stecke sei noch passierbar, ein anderes Deutsches Paar entscheidet sich für den kürzeren Weg.

Im Reiseführer wird gewarnt, dass in der Hauptsaison von Dezember bis Ende Februar Hunderte diesen Weg entlang wandern, dass er stark überlaufen ist. Und tatsächlich: es begegnen uns bestimmt 30 Wandernde in den knapp 5 Stunden, die wir zurück nach Marahau wandern! Der Weg schlängelt sich an den Küstenhängen entlang durch ursprünglichen Urwald, viele der von mir so geliebten Farnbäume und auch andere größere, ältere endemische Bäume sind hier erhalten geblieben. Einige Aussichtspunkte haben sehr phantasievolle Namen, wie z.B. Cleopatras Pool, eine treppenartige Felsformation, die zum Baden einlädt. Der Weg ist sehr gut instand gehalten, breit genug um nebeneinander zu gehen (meistens), er ist nicht nur sehr gut markiert sondern auch schön zu gehen. Wir begegnen einigen Wanderern mit großen Rucksäcken, die offenbar Mehrtagestouren durch den Park machen. Man muss vorher die Übernachtung buchen, die Hütten sind allerdings nicht bewirtschaftet, d.h. man muss die komplette Verpflegung mit auf den Weg nehmen, viele packen auch das Zelt ein, die Hütten sind schnell ausgebucht. Das ganze Wasser mitzuschleppen - es gibt kein Trinkwasser unterwegs - ist schon ein Problem, beim Essen hört der Spaß definitiv auf, das wäre nichts für mich.

Der Coastal Track ist etwas höher gelegen, es führen immer wieder kleine Wege steil den Hügel bergab zu den einsamen Sandstränden, mehr als eine Gruppe von max. 4 Personen pro Strand ist nie zu sehen. Allerdings hätte man direkt am Weg einige Bäume fällten können, damit man besser die Küste fotografieren kann, das haben die hier wohl vergessen. Auch Parkbänke sind ausschließlich auf den Picknick Arealen aufgestellt - die allesamt einige Höhenmeter unterhalb des Coastal Track liegen. Nach so 3 Stunden wird es in der Gluthitze langsam anstrengend, ich hätte mehr Wasser mitnehmen sollen, Heiko hätte mehr trainieren sollen. So werden die Foto-Stopps seltener, je weiter wir voran kommen, aber wir schaffen es noch bis zum Park Cafe, das letzte Stück über eine lange Sandbank teilweise über Holzpfade, von denen man die Vögel und auch kleine Krebse beobachten kann. Im Park Cafe genehmigen wir uns erst mal ein kühles Radler (die Kiwis haben allerdings die Zitronenlimo darin vergessen) und schleppen uns das letzte Stück die Straße entlang bis zum Auto. Die angegebenen 4,5 bis 5 Stunden Wanderung stimmen ja, die 15 km Strecke ist lt. Navigationssystem doch eher 18 km lang. Auf der Autofahrt zurück passiert nicht mehr viel, der Beifahrer betreibt Augenpflege und bereitet im Geiste schon mal das wohlverdiente Abendessen vor (oder träumt von den Lammsteaks).