Wir brechen die Zelte in Wanganui ab und reisen weiter nach Wellington. Durch die größte Schafregion bei Masterton - dort sollen etwa 3 Mio. Schafe leben - mit kurzem Stadtbummel in Masterton, Richtung Süden durch Martinsborough, das Weingebiet, dichter besiedeltes Gebiet vor der Region Wellington und zu guter Letzt über einen Pass (555 m hören sich poplig an, sind es aber nicht) und schon beginnen die Vororte der Stadt. Der erste Blick in die Bucht mit den mehr oder weniger besiedelten Hügeln ist beeindruckend, der erste Spaziergang an Hafenpromenade ist vor allem windig. 

Wie die meisten Unterkünfte muss man auch den Holiday Park um 10 Uhr verlassen ("strictly 10 am" bedeutet offenbar, dass man vor 11 Uhr weg sein sollte - zumindest entspricht das unserer Beobachtung). Wir fahren über den SH 3 zurück über Palmerston North bis Woodville, dann folgen wir wieder dem SH 2 Richtung Wellington. Um Masterton ist die Schafreichste Region von Neuseeland, es sollen dort etwa 3 Mio. Schafe leben. Wahrscheinlich haben sie sich alle unter den Bäumen oder hinter den Hügeln versteckt, uns kam es nicht so vor, als ob ungeheuer viele Schafe hier leben würden. Die Stadt Masterton mit knapp 20.000 Einwohnern ist ein eher verschlafenes Provinzstädtchen, der Bummel durch die (wie überall einzige) Geschäftsstraße dauert nicht sehr lange, ein Cafe finden wir trotzdem. Nach der Stärkung geht es weiter durch die Ebene, auf beiden Seiten ragen die grünen Hügel zum Himmel, auch wenn sie nicht hoch wirken. Je weiter wir nach Süden kommen um so stärker ist die Gegend besiedelt, die Ortsdurchfahrten mehren sich. Jetzt kommt es auch öfter vor, dass die 100 km/h eingeschränkt werden auf 80 oder gar auf 50 km/h. (Normalerweise darf man vor Schulen nur 70 km/h fahren - das finde ich tatsächlich interessant.)

Im Hochsommer ist es irritierend, wenn eine Straße als offen markiert wird, inzwischen weiß ich die nähere Bedeutung: es geht über einen Pass, die Straße hat zumindest einige Serpentinen, ist mal breiter aber meistens recht schmal und auch ziemlich steil. Auch diesmal werden wir nicht enttäuscht, der Gipfel liegt bei 555 m, wenn man sich den Berghang entlang schlängelt, dabei noch Radler überholt, die mit ihren Rennrädern so aussehen, als würden sie für die Tour de France trainieren, kommt es einem aber sehr viel höher vor. Der stürmische Wind, der mal von vorne, dann von der Seite, dann auch mal von hinten kommt, trägt nicht dazu bei, dass man jetzt lieber auf zwei Rädern den Berg hoch oder auch runter fahren möchte. Selbst mit dem Motorrad muss der Wind gar garstig sein.

Nachdem wir auch diesen Pass gemeistert haben, geht es durch das Einzugsgebiet von Wellington über die Upper und Lower Hutt auf geraden, breit ausgebauten, zweispurigen Straßen der Hauptstadt entgegen. An der Küste entlang gibt es sogar Eisenbahnschienen, und wir sehen heute den immerhin dritten Zug entgegen kommen, er sieht eher aus wie eine S-Bahn.

Das Hotel ist glücklicherweise einfach zu finden, es liegt am Fuße der unglaublich steilen Bolton Street. Das von Qualmark auf 5 Sterne geratete Hotel ist noch sehr neu, die Zimmer beeindrucken uns. Das erste Mal, dass genug Geschirr, eine tatsächlich vollständig ausgestattete Küche mit Spül- und Waschmaschine, vorhanden ist, dazu noch geschmackvoll eingerichtet, es erfüllt meine Erwartungen voll und ganz. Nachdem die erste Ladung Wäsche versorgt ist machen wir uns auf Erkundungstour. Die Gewohnheit, hier die Stadtpläne zumindest der Innenstadt auf Blöcke zu drucken und zum mitnehmen auszulegen ist genial. Das macht es viel einfacher, den Hafen und die Promenade zu finden, wir kommen direkt am "Kanzleramt" und den Regierungsgebäuden vorbei, auf dem Weg zur Bucht.

Unser Spaziergang wird von einem heftigen stürmischen Wind begleitet, teilweise wird man vom Wind weggeschoben, die Möwen sehen aus als würden sie tanzen, wenn sie von einer Böe erwischt und weggetragen werden. Die Pflanzen am Kai sind durch große Metallgitter vom Wind geschützt, das Pfeifen des Windes ergibt ein richtiges Konzert. An einer großen Segeljacht beobachten wir, wie jemand auf den Mast bis ganz nach oben klettert bzw. gezogen wird. Der Mast ist ziemlich hoch, er schwankt in einem größeren Durchmesser mit dem Mann dort oben. Ein angelegter Wasserfall wird durch den Wind gestört, das Wasser fällt nicht mehr zu Boden, es wird in die Höhe gewirbelt - faszinierend! An der Uferpromenade liegt das Museum Te Papa, dies ist ein wuchtiger moderner Bau in grau und ocker - von der Uferpromenade sieht er nicht gerade einladend aus.

Es ist hier provinzieller als in Auckland, die Geschäfte schließen früher, es sind weniger Läden am Wochenende bzw. Sonntag geöffnet - und am Abend sind die Straßen leer gefegt. Nachdem wir endlich ein nettes (indisches) Restaurant entdeckt haben, in dem man nicht nur gut sonder sogar gleichzeitig essen kann, ist die Atmosphäre auf dem Heimweg eher unheimlich, einige seltsame Gestalten pöbeln die Passanten an, alles sieht verlassen aus, die Restaurants sind nach 9 Uhr wieder leer, es wirkt nicht so richtig freundlich.