Wir verlassen die stinkende Stadt (heute morgen hat sie uns noch mal eine besondere Duftwolke zukommen lassen) und fahren nach Havelock North. Nicht den direkten Weg, wir wollen ja was sehen von der Insel, also erst an die Nord-Ostküste Richtung Whakatane, dann über Opotiki Richtung Süden nach Gisborne, und von dort mehr oder weniger an der Küste entlang auf dem Highway (?) 2 über Napier und Hastings nach Havelock North.
Rotorua macht uns den Abschied leicht - es stinkt mal wieder abartig. Pünktlich um 10 Uhr verlassen wir die Stadt, um noch einmal im Agrodome den Souvenir Laden zu besuchen - die hatten die besten Postkarten. Von dort aus kehren wir zurück an unseren Ausgangspunkt, das Geneva-Motel. Dort bemerken wir mit einem intensiven Blick auf die Straßenkarte, dass die ursprünglich geplante Route einige Kilometer über eine "unsealed road" führt, Schotterpiste brauchen wir uns nicht wirklich anzutun. So entscheiden wir uns für die längste aber schönste Route erst Richtung Nordosten an die Bay of Plenty. Der erste Teil der Strecke auf dem Highway 2 ist gut ausgebaut, teilweise mit Überholspur, man kommt recht schnell voran. Und wir bemerken: in Neuseeland kann es regnen!!! Nachdem ich die Scheibenwischer schon mehrmals als Blinker-Ersatz verwendet hatte, kommen sie tatsächlich jetzt mal zum richtigen Einsatz.
In der Nähe der Ostküste ändert sich die Vegetation, nach den verbrannten niedrigen Sträuchern wechselt die Landschaft mehr zum Wald, mit den bereits bekannten Farnbäumen als Unterholz zu den größeren Bäumen, alles wird grüner (wohl auch durch den Regen;-)) Von Opotiki an der Bay of Plenty führt der Highway 2 Richtung Gisborne (südlicher an der Ostküste) quer durch das Binnenland. Schon nach einem kurzem Streckenabschnitt beginnt eine 50 km lange Schlucht, in der sich die Straße weit oberhalb eines Flusses an den Bergrücken entlang schlängelt. Für Motorräder der wahre Traum! Die Schlucht ist ziemlich eng, man sieht den Fuss nur an wenigen Stellen, die Hügel sind von Wald bedeckt. Es ist herrlich, die kurvige Straße entlang zu fahren, der Ausblick für den Beifahrer wird jedoch mit der Zeit etwas eintönig. Glücklicherweise sind kaum Autos unterwegs, die üblichen Kiwi-Bootsanhänger sind natürlich immer irgendwo zur Stelle, heizen aber genauso schnell wie alle anderen. Am Ende der Schlucht werden die Täler etwas weiter, die Berge sind gerodet und meine Erwartung von Neuseeland wird erfüllt: viele, viele Schafherden, friedlich grasend auf grünen Hügeln. Aber auch viele Beefsteak-Herden grasen und wiederkäuen hier in aller Ruhe auf den Hügeln.
Wenn man 500 km fahren möchte, wird es ziemlich anstrengend, gut 400 km über Serpentinenstraßen ständig bergauf und -ab zu fahren. Beeindruckend ist es immer wieder, wie schräg die Straße angelegt ist, das gibt gute Bodenhaftung. Auf kurzen Abschnitten können wir Kostproben der "unsealed road" nehmen - und freuen uns, dass die Abschnitte nur so kurz sind und nicht die etwa 50 km, die auf der ursprünglichen Route angegeben waren. Ab Gisborne sind es nur noch 200 km bis Napier bzw. Havelock North, unser eigentliches Ziel. Auch die Strecke von Gisborne bis Napier zieht sich im ständigen auf und ab mit engen Kurven durchs Land, eigentlich sollte das die Küstenstraße sein, meistens steht der ein oder andere Hügel im Weg bzw. versperrt die Sicht auf den Pazifik. Kurz vor Napier führt der Highway an die Küste, jetzt werden die Straßen etwas flacher und gerader. Napier schmiegt sich malerisch an einen Hügel, der die Bucht teilt, viel Grün ist zwischen den Häusern zu sehen. Jetzt durchqueren wir nur noch Hastings, dann kommt schon Havelock North. Die Wine Country Motor Lodge hält, was sie verspricht, voll ausgestattete Küche, Spa-Bad (zusätzlich zur Dusche), einen Swimmingpool - und Ruhe. Das ist auch dringend erforderlich, rechts und links und gegenüber und überall sind Senioren Wohnungen, d.h. abgegrenzte Bereiche mit Wohnungen bzw. Häusern für Rentner, teilweise mit Pflegeeinrichtung. Die Rentner scheinen teilweise noch recht rüstig zu sein, es joggen und walken hier ziemlich viele durch die Straßen, um 9 Uhr müssen sie aber zurück sein.
Der Abend ist geprägt vom Recherchieren, welche Winzer wir am nächsten Tag als erstes aufsuchen werden und der Vorfreude auf die Weinproben.